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be-gründet. Alles steht — wie von einer vorsehenden und voraus-
schauenden höheren Macht geführt — an der rechten Stelle und in
seinem zeitlichen Kairos. Ganz besonders aber gilt dies hinsichtlich
der Entsprechung von subjektivem und objektivem Geist, dessen
inneres Gefüge zu erforschen für Spann die entscheidende Aufgabe
in seiner Fachwissenschaft werden sollte. Eine uralte Weisheit be-
kam neuen Glanz. Schon einem P l a t o n war der Staat der
Mensch im großen; den Vermögen der Seele entsprachen die Stände
im Staate. Und viel kühner noch führte M e i s t e r E c k e h a r t
diese Entsprechung hinauf bis zum absoluten Geist
1
. Daß dahinter
nicht menschliche Vermessenheit stand, sondern ein aus gottes-
fürchtiger Demut entsprungenes Wissen von der Ebenbildlichkeit,
die durch alle Stufen der geistigen Welt hindurchgeht, hat Spann
allenthalben in seinen Werken immer wieder dargetan.
Von dieser durchgängigen Entsprechung kann eine Logik nichts
wissen, die, auf sich selbst gestellt, das Fundament ihres Gegen-
standes, den Begriff, mittels entgeistigender Abstraktion errichten
will; nichts eine Ästhetik, welche in gleich isolierender Weise zu
dem Satze kommt: „Kunst für die Kunst“, und es liegt erst recht
einer „Psychologie“ ferne, welche die Seele höchstens noch als Seele
nimmt und daher ihren Gegenstand losgelöst haben will von allen
philosophischen Grundlagen, was heißt: Psychologie nur für die
„Psychologen“.
Erst eine Psychologie, die wesenhaft Geisteslehre ist, kann über
einen psychologischen Subjektivismus hinausführen. Geisteslehre,
Pneumatologie will nicht nur die Einheit von Seele und Geist unter-
streichen, sondern insbesondere den Einzelgeist als Glied eines all-
gemeinen Geistes, eines übersubjektiven „Pneumas“ verstehen. Die
Geisteslehre mündet ein in die I d e e n l e h r e . Der subjektive
Geist muß verstanden werden als befaßt im objektiven und im
absoluten Geist.
Darüber gewährt uns Spanns Gesamtwerk selbst großartige Ein-
blicke und Ausblicke. Für die abschließende Betrachtung dieses
Nachwortes hingegen dürfte es noch von Belang sein, kurz festzu-
halten, wie in diesem philosophischen Lebenswerk, in welchem sich
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Siehe oben S. 406 ff.