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alles gegenseitig hervorbringt und stützt, eine Geisteslehre immer

mehr herauswuchs, sich ausgestaltete und abrundete.

Durch die ganzheitliche Auffassung des Geistes stehen alle Be-

reiche der mit Recht den Namen Geisteswissenschaft tragenden For-

schungsgebiete sowie alle Disziplinen der Philosophie, unter selbst-

verständlicher Ausnahme der Naturphilosophie, mit der Geistes-

lehre in einem inneren Bezug.

Dies gilt vor allem für die G e s e l l s c h a f t s l e h r e und der zu

ihr gehörigen, heute geradezu in einen Brennpunkt der Geistes-

wissenschaft

gerückten

V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e .

Für

den, der sich in die Geisteslehre Spanns wirklich vertieft und sie mit

verwandten psychologischen Lehren unserer Zeit vergleicht, muß es

als ein eigenartiges und sinnvolles Schicksal erscheinen, daß dieser

Philosoph seine wissenschaftliche Laufbahn von der Volkswirt-

schaftslehre her aufgenommen hat. So wurde ihm die für jeden

Gliederbau wesensbestimmende Kategorie der L e i s t u n g zu

einer selbstverständlichen Voraussetzung des ganzheitlichen Ge-

füges. Glied-sein heißt vor allem leisten! Alle anderen zur ganz-

heitlichen Auffassung des Geistes hinzielenden oder hinneigenden

Seelenlehren vermögen nur Aspekte zu eröffnen und, wo sie wirk-

lich auf die „Struktur“ des Geistes ausgehen, diese nur von den

Erscheinungsformen her zu erleben, nicht aber vom inneren und

innersten Gefüge, nicht vom lebendigen Sein her, das immer ein

Glied-Sein ist. Dieses Glied-Sein heißt: leisten für ein Ganzes,

bestimmt-sein für ein Höheres! Es heißt aber zugleich: eingefügt

sein in dieses und von ihm befaßt sein; befaßt-sein und mit-befaßt-

sein. Das Erlebnis des Ganzen, das über allen Gliedern steht, und

das Erlebnis der Glieder als Mit-Glieder, die nur aneinander wer-

den können, waren die beiden tragenden und systembestimmenden

Grunderlebnisse für Spanns Lebenswerk.

Schon in den frühen v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n Arbeiten

ist dieser Wesenszug zu spüren. Der G e s e l l s c h a f t s l e h r e

haben die daraus gewonnenen Einsichten vor allem einen für die

ganze künftige Lehre richtunggebenden Gedanken eingebracht: die

reinliche Scheidung in die beiden einzig möglichen Grundauf-

fassungen der Gesellschaft und des menschlichen Geistes, in In-

d i v i d u a l i s m u s u n d U n i v e r s a l i s m u s . Klare und letzte

Scheidungen und Entscheidungen, denen die meisten Vertreter der

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