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ist; Rudolf Hilferding: „Das Finanzkapital“, Wien 1911, 3. Auflage 1927.

— 2. Im kritischen, aber dennoch sozialistischen Sinne: Anton Menger:

„Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag“, 4. Auflage, Stuttgart 1910. —

3.

Im entschieden gegnerischen Sinne: mein Buch „Der wahre Staat,

Vorlesungen über Abbruch und Neubau der Gesellschaft“, 4. Auflage,

Jena 1938 (ausführliche Darstellung und Kritik des ganzen Marxismus);

„Die Irrungen des Marxismus“, 3. Auflage, Berlin 1931 (Kritik der Wirt-

schaftslehre Marxens).

1. D a r s t e l l u n g

In Marxens Lehrgebäude ist zu unterscheiden: seine Wirtschafts-

theorie, seine Geschichtssoziologie, der sogenannte „historische Ma-

terialismus“, endlich seine Gesellschafts- und Staatslehre.

a.

Die Wirtschaftstheorie

Marxens ist fast ganz auf dem Grunde Ricardos aufgebaut. Den Be-

griff des R e i c h t u m s faßt Marx ebenso streng mechanisch wie

Smith und Ricardo. Der Reichtum ist ihm „eine ungeheure Waren-

sammlung und die einzelne Ware seine Elementarform“. Nur Sach-

dinge sind Waren (Güter). In der W e r t l e h r e schaltet er jede Be-

achtung der Nutzqualität (Seltenheit, die bei Ricardo immerhin eine

Rolle spielte) aus und vollendet so die mechanistische Auffassung der

Klassiker. „Qualität muß in Quantität“ aufgelöst werden

1

. Der Wert

ist ihm gleichsam eine objektive Substanz, nämlich von Arbeitsstun-

den. Wert ist gefrorene Arbeit, aber nicht, wie bei Ricardo, / die

einfache, sondern die zur Herstellung der Waren „gesellschaftlich

notwendige Durchschnittsarbeit“. Der Wert der Arbeitskraft selbst,

der L o h n , beruht desgleichen, wie bei Ricardo, auf der zur Her-

stellung der Unterhalts- und Erziehungsmittel des Arbeiters not-

wendigen Arbeit. Wenn nun die Güter nur nach den Arbeitsmengen

ausgetauscht werden, die in ihnen enthalten sind, die Arbeiter aber

nur jenen Teil ihres Erzeugnisses erhalten, der für den notwendigen

Unterhalt, die „Reproduktion der Ware Arbeitskraft“ (z. B. täg-

liche Unterhaltsmittel von 4 Stunden Arbeitsgehalt) hinreicht, so

entsteht ein Unterschied (z. B. von 6 Stunden, wenn der Arbeiter

10 Stunden arbeitet) — der „ M e h r w e r t “ . Er fällt dem Kapita-

listen zu! Daraus folgt: daß die kapitalistische Erzeugungsweise auf

der Aneignung unbezahlter Arbeit, auf der Ausbeutung, „Exploi-

tation“, des Arbeiters beruhe.

1

Karl Marx: Das Kapital, Kritik der politischen Oekonomie, Bd 1,

Hamburg 1867, S. 12 und öfter.