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der W a r e n n u r a u s n a h m s w e i s e m i t i h r e m „ A r b e i t s -

w e r t “ Z u s a m m e n f a l l e . Der Mehrwert soll nun nach Marx in der

von der g e s a m t e n Kapitalistenklasse bezogenen Gesamtprofitmasse

enthalten sein; diese erst soll durch den freien Wettbewerb innerhalb der

gesamten Unternehmungen verteilt und so ausgeglichen werden — eine

künstliche und unhaltbare Konstruktion.

Der gleichen Kritik unterliegt die Lehre vom M e h r w e r t , der

nichts anderes ist, als dieselbe Restgröße, die Ricardo „Profit"

nannte

1

. Die Mehrwertlehre verliert ihre theoretische Unterlage

schon dadurch, daß Marxens Wertbegriff falsch ist; aber auch

dadurch, daß der Lohn nicht nach den „Reproduktionskosten der

Ware Arbeitskraft“ bestimmt wird (in Wahrheit ist der Massen-

lohn ein Durchschnittsanteil vom Ertrage der nationalen Arbeit,

wird also von der Ergiebigkeit der Arbeit mitbestimmt); vor allem

aber dadurch, daß jede ausführende Arbeit unverbrauchliche gei-

stige Arbeit verwendet (z. B. den Erfindergedanken), die meist nicht

bezahlt wird, und zwar weder vom Unternehmer noch vom Arbei-

ter und Verbraucher. In diesem Sinne kann man sogar von einer

„Umkehrung der Mehrwertlehre“ sprechen

2

. — Jedoch bleibt hier

als ein Kern von Wahrheit zurück: daß der Kapitalist in Kapital-

zins und Unternehmergewinn ein Führereinkommen genießt

3

, wel-

ches oft unverhältnismäßig hoch ist. Ist auch der Begriff des „Mehr-

wertes“ theoretisch falsch, so hat Marx dennoch damit wirksam auf

die ungerechte Behandlung des Arbeiters in der individualistischen

Ordnung hingewiesen

4

.

Marxens Aufrechnung der Preiselemente: Arbeitsstundengehalt des Er-

zeugnisses = Arbeitsstundengehalt des abgenützten Kapitals + (lebendi-

ger) Arbeitsaufwand (das ist Lohn + Mehrwert) ist geradezu primitiv.

Damit behauptet Marx, wie vor ihm auch Rodbertus und schließlich

schon Ricardo, nicht weniger als: daß die gesamte Wirtschaft auf Ar-

beitsstundenrechnung zurückzuführen, daß also die A r b e i t d e r

a l l e i n i g e P r o d u k t i o n s f a k t o r , daß daher auch nur l e b e n -

d i g e A r b e i t / p r o d u k t i v s e i (nicht die vorgetane, das Kapital,

das nur „ersetzt“ würde). Das ist handgreiflich falsch. Die wahren Auf-

rechnungselemente sind viel mannigfaltiger, nämlich außer Arbeits-Lohn

und Zins: Unternehmer-Lohn; Beamten-Lohn und „Regie“ (das ist sozu-

1

Profit, „dasselbe, was der Mehrwert ist, nur in einer mystifizierten

Form“, sagt Marx in bezug auf Ricardo (Das Kapital, Buch 3, Hamburg

1894, S. 11).

2

Siehe oben S. 103 und 106, unten S. 177.

3

Siehe Rentenlehre, oben S. 105 f.

4

Über Zins siehe unten S. 211 ff.