[155]
177
sagen die unsichtbare Mitwirkung der Leiter- und Buchhalterarbeit bei
der Arbeit an der Drehbank); Staatslohn (Steuer = Ersatz des staat-
lichen Produktivkapitals, des Kapitals höherer Ordnung der übergeord-
neten Ganzheiten überhaupt, daher selbständiges Aufrechnungselement);
Gefahrenprämie. Außerdem muß aber aus dem Gesamtertrag der Wirt-
schaft noch gedeckt werden: das Erziehungskapital für die Zuwachs-
bevölkerung (der Lohn im Marxistischen Sinne enthält bestenfalls die
Erziehungskosten des Bevölkerungsersatzes); Produktivkapital (das sind
die Werkzeuge und dergleichen) für den Zuwachsarbeiter; das a b s o l u t e
Zuwachskapital für den wirtschaftlichen Fortschritt, der sich ja meist
nur durch Kapitalvermehrung erzielen läßt. Erst was nunmehr übrig
bleibt, ist der eigentliche Unternehmer-Gewinn — auch der aber
ist grundsätzlich keine Rente im Sinne des Abzugs vom Wirtschafts-
ertrage anderer, beruht nicht grundsätzlich auf Ausbeutung, sondern auf
einer Führerleistung. Andererseits bezieht die Volkswirtschaft als Glied
der Weltwirtschaft, die Unternehmung als Glied der Volkswirtschaft,
der Arbeiter als Glied der Unternehmung ja Anteile am Ertrage der
höheren Ganzheiten — sogenannte R e n t e n , die aber kein Abzug vom
Arbeitsertrage anderer sind
1
. — Bedenkt man dagegen, daß die geführte
Leistung nur durch die führende möglich ist, letztere aber oft nicht be-
zahlt wird, so kann man vielmehr von einer Umkehrung der Mehrwert-
lehre sprechen, insbesondere von A n e i g n u n g u n b e z a h l t e r
g e i s t i g e r A r b e i t , und zwar nicht nur durch den Unternehmer,
der z. B. eine Erfindung unbezahlt benützt, sondern auch durch den Ver-
braucher, der das Erzeugnis billig kauft, und den Arbeiter, der dabei
sein Brot verdient. Dafür sind Erfinder und Künstler, die im Elend ster-
ben, während man später ihre Werke genießt, Beispiele. — Marx hat
später die Unhaltbarkeit seiner Konstruktion gespürt und von „gesell-
schaftlich notwendigem Mehrwert“ gesprochen, womit die Mehrwert-
lehre ihren Sinn verliert.
D i e L o h n t h e o r i e Marxens ist nichts anderes als Ricardos
ehernes Lohngesetz (Lohn als „Reproduktionskosten der Arbeit“);
soweit aber der Druck der „industriellen Reservearmee“ den Lohn,
wie Marx sagt, noch senkt, wäre er dauernd unter den Erhaltungs-
kosten des Lebens. Marx übertrumpft also noch das eherne Lohn-
gesetz, dessen Unhaltbarkeit wir bei Ricardo nachwiesen.
Der wichtigste theoretische Gedanke im Marxischen Lehr-
gebäude liegt im „Gesetz“ der Konzentration des Kapitals bezie-
hungsweise der Betriebe, wenngleich auch dieses von Vorgängern
(Charles Constantin Pecqueur, Louis Blanc) übernommen ist. Das
„Gesetz“ beruht auf einer falschen Verallgemeinerung, es ist nur
teilweise richtig. Der Großbetrieb erzeugt häufig selbst wieder
einen Mittelstand, und zwar nicht nur einen beamtlichen, auch
1
Siehe oben S. 105 f.