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einen gewerblichen, / z. B. wenn die Nähmaschinen- und Fahrrad-
fabriken das Entstehen von Tausenden von Handwerksbetrieben
bedingen, die sich mit Ausbesserung, Aufbewahrung, Handel be-
schäftigen. Der Großbetrieb ist also nicht in allen Verhältnissen
dem Kleinbetrieb überlegen, wie Marx behauptet. Es besteht viel-
mehr nur eine verhältnismäßige Überlegenheit oder Richtigkeit,
ähnlich wie sie T h ü n e n für die Landwirtschaft nachwies
1
. Als
Hauptbedingung der gewerblichen Betriebsform bezeichneten wir
die M a r k t g r ö ß e und stellen den Satz auf: für den k l e i n e n
M a r k t d e r K l e i n b e t r i e b , f ü r d e n g r o ß e n M a r k t
d e r G r o ß b e t r i e b ! Zum Beispiel sind für Kunstgewerbe, Aus-
besserungsgewerbe, verkehrsarme Gebiete Großbetriebe meist nicht
möglich. Ferner gilt: je mehr in den Fertigwaren Geschmack und
Dauerhaftigkeit verlangt wird, um so mehr tritt der mechanische
Riesen- und Großbetrieb zurück; endlich: in der Landwirtschaft. —
Auch dort, wo die „Konzentration“ der B e t r i e b e sehr stark ist,
ist noch nicht die gleiche „Akkumulation“ des Kapitalbesitzes ge-
geben, weil eine große Mannigfaltigkeit der B e s i t z e r bestehen
bleibt, z. B. in der Aktiengesellschaft und sogar in den vielverzweig-
ten „Interessenbeteiligten“ der Konzerne und Trusts.
Die große Macht, welche die Konzentrationslehre bis vor kur-
zem besaß, bestand in der Anknüpfung an die materialistische
Geschichtsauffassung, indem danach die Konzentration der Betriebe
eine Umwandlung der gesamten kapitalistischen in die sozialistische
Ordnung bewirkt. Das „Gesetz“ der Konzentration wurde dadurch
von einem betriebsmorphologischen zu einem entwicklungs-
geschichtlichen und die vornehmste Stütze des ganzen marxistischen
Gebäudes. — Der soeben aufgezeigte Fehler ist aber ganz ent-
scheidend: w e i l d i e K o n z e n t r a t i o n k e i n e d u r c h -
g e h e n d e s e i n k a n n (und auch in hundert Jahren nicht sein
wird, da die gleiche Entwicklung stets den neuen Mittelstand er-
zeugt), k a n n a u c h d i e K o l l e k t i v i e r u n g k e i n e d u r c h -
g e h e n d e s e i n . J e d e z e n t r a l i s t i s c h e P l a n w i r t s c h a f t
f ü h r t d a h e r z u r F e h l w i r t s c h a f t , ist zuletzt Utopie. Ihre
Voraussetzung, die Durchkonzentration der Betriebe, besteht nicht.
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Siehe oben S. 139.