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Daher wurde in Wahrheit noch niemals in der Geschichte eine rein

kommunistische Wirtschaft durchgeführt.

Bemerkenswert ist auch der Widerspruch zwischen Mehrwert- und

Konzentrationslehre: da mit der Konzentration das variable Kapital ab-

gebaut wird, würde der Unternehmer, der z. B. mehrere kleine Fabriken

zu einer großen zusammenlegte, sich selbst die Mehrwertquelle abgraben.

Ferner liegt in der Konzentrationslehre ein W i d e r - / S p r u c h z u

d e m L e h r s t ü c k v o n d e r a l l e i n i g e n P r o d u k t i v i t ä t d e r

l e b e n d i g e n A r b e i t . Träfe die letztere zu, so könnte der maschi-

nenreiche, arbeitsarme Großbetrieb nicht der überlegene sein (wie sich

früher schon zeigte).

Ganz verfehlt ist Marxens V e r e l e n d u n g s t h e o r i e , in der das

Ricardische Lohngesetz noch übertroffen und die absolute Konzentration

des Kapitals fälschlich vorausgesetzt wird. Die Geschichte lehrt ein Stei-

gen der Lebenshaltung

1

. Die Theorie läßt ferner die starke Schichtung

innerhalb der Arbeiterklasse selbst (gelernte, ungelernte und so fort)

außer acht. — Auch Marxens K r i s e n e r k l ä r u n g ist falsch

2

.

Ein Grundfehler Marxens ist endlich die Annahme einer p r o d u k -

t i v e n Ü b e r l e g e n h e i t d e s K o m m u n i s m u s über die heutige

„planlose“ Individualwirtschaft. Die Überlegenheit der sozialistischen

Wirtschaft könnte nur in der gerechteren Verteilung liegen — falls sie

keine Utopie wäre —; in der Hervorbringung ist dagegen die gemäßigt

kapitalistische Wirtschaft trotz aller „Planlosigkeit“ überlegen. Hat sie

doch trotz aller Mängel — Krisen, Proletarisierung — die produktiven

Kräfte in einer Weise entwickelt, die in der Geschichte ohne Beispiel

dasteht.

b. Die materialistische Geschichtsauffassung

trägt zwar den erhabenen Hegelischen Gedanken eines organischen

Gesamtzusammenhanges aller Zweige der Gesellschaft wie der Ge-

schichte in sich, und dies macht ihre Größe wie ihre methodologische

Bedeutung aus; ihr Inhalt aber wie der Geist, der sie erfüllt, gehört

zur traurigsten Weisheit des Jahrhunderts.

Am wichtigsten ist die geistesgeschichtliche Seite der Frage. Man mache

sich doch einmal klar, daß die materialistische Geschichtsauffassung nur

möglich war, weil Marx vom Fichte-Hegelischen Idealismus zum Positi-

vismus, ja zum Materialismus herabsank. Es sind wahrhaftig weniger die

Irrtümer in den wirtschaftlichen Lehrstücken, die man Marx nachrechnen

muß, als vielmehr das Gepräge dieser Irrtümer, ihr geradezu barbari-

scher Materialismus, der die I d e e z u r „ I d e o l o g i e “ , d e n G e i -

s t e s i n h a l t d e r G e s e l l s c h a f t z u m „ Ü b e r b a u “ ü b e r d i e

W i r t s c h a f t , die Wirtschaft aber zum selbständigen, mechanischen

T r i e b w e r k machen will, das wie eine aufgezogene Uhr weiterläuft,

und so zum Beweger der Geschichte wird. Den Geistesgehalt der Zeiten,

das Edelste der Geschichte auf die niedersten Beweggründe der Men-

1

Siehe oben S. 107 f.

2

Siehe unten S. 240.