Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6707 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6707 / 9133 Next Page
Page Background

[89/90]

83

Der Aggregatzustand des gelösten Salzes ist in Wahrheit weder als Gas noch

als Flüssigkeit zu begreifen. Es ist als ein zwischen Vorräumlichkeit und Räum-

lichkeit schwebender, das Flüssige s t e t i g durchdringender Zustand zu denken,

ähnlich wie Licht den Kristall durchdringt.

Dieses verhältnismäßig Vorräumliche, so unbegreiflich es uns an sich ist,

macht uns doch soviel begreiflich, daß es die Geburtsstätte der Verräumlichung

zur b e s t i m m t e n Gestalt ist, nämlich zur Gestalt mit innerem Gefüge, mit

bevorzugten Richtungen.

Soviel ist sicher und lehrt uns dieses Beispiel unwiderleglich: die Natur ist

nicht in allen ihren Zuständen gleich sehr auf bestimmte Weise verräumlicht.

Das Chaos lebt fort und bedroht die Welt.

Volle Verräumlichung ist ihrem Wesen nach Bestimmtheit der Gestalt, was

aber nicht überall im selben Maße erreicht ist, z. B. in Lösungen (aber auch

in Gasen und Flüssigkeiten) nicht im selben Maße wie in festen Kristallen. Der

Lösungszustand ist erst der Mutterschoß der Vollgestalt.

IV.

Die Durchdringlichkeit oder das Ineinander

von Verräumlichungen als notwendiges Grundmerkmal

der Materie

Auf die Durchdringlichkeit des Stoffes stießen wir schon beim

Begriffe des Raumes als einer Verräumlichung des Über-

räumlichen. Aber erst jetzt, wo wir schon bei der stofflichen

Welt angelangt sind, ist es an der Zeit, diese Frage genauer zu

erörtern.

/

In der Welt verräumlichen sich die einzelnen Dinge keines-

wegs bloß nebeneinander, wie der Augenschein es uns nahelegt.

Die genauere Überlegung lehrt, warum das auch gar nicht

möglich sei. Wären die Verräumlichungen nur nebeneinander,

dann müßten sich die vorräumlichen Wesenheiten der Dinge

getrennt (isoliert) voneinander verräumlichen, was aber der

Forderung, daß sie immateriell Zusammenhängen, in irgendeiner

Weise eine Ganzheit bilden, daß sie einem Urwesen angehören,

widerspricht. Abgetrennte Verräumlichungen könnten auch nur

zufällig einen stetigen Gesamtraum ergeben, könnten sich nur

zufällig gerade so aneinanderschließen, daß „zwischen“ ihren

Verräumlichungen keine unräumliche Leere entstünde. Das

Gegenteil muß zutreffen: die Dinge durchdringen sich, bilden

gemeinsame Räume.

Mag sich auch der Neuling zuerst gegen die Durchdringlich-

keit sträuben, zu Ende gedacht ist daher einzig und allein die

Annahme: daß sich die Gesamtheit der Dinge, als Ganzheit, in

e i n e m Gesamtraume verräumlicht; jede Untergruppe von