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Othmar Spann: Wirtschaft und Gesellschaft, Dresden 1907; Fundament

der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, Jena 1929; Zur Grundlegung

der ganzheitlichen Logik, jetzt in: Kämpfende Wissenschaft, Jena

1934, Seite 143 ff.

Konrad Schaffler-Glössl: Volkswirtschaftliche Verfahrenlehre unter be-

sonderer Berücksichtigung des Verstehensbegriffes, Leipzig und Wien

1936.

B. Die Sozialpolitik

1

1.

E n t s t e h u n g

u n d

W e s e n

Die Entstehung der Sozialpolitik in einer Zeit, da die Wissen-

schaft und die Staatskunst liberal eingestellt waren, ist nicht ohne

weiteres erklärlich. Die frühere, noch heute verbreitete Meinung

sagt, der vormarxistische Sozialismus sei es gewesen, der den Ge-

danken der gesellschaftlichen Hilfe jenem der Selbst- / hilfe ent-

gegenstellte. Das ist unrichtig. In Wahrheit ist die Sozialpolitik ein

Enkelkind der romantischen Schule und ein Kind der jüngeren

geschichtlichen Schule.

Der Zustand „sozialer Harmonie“, den die individualistische

Theorie vom freien Wettbewerb erwartete, war nicht eingetreten.

„Statt der erhofften Gleichheit der Klassen“, schreibt Lorenz von

Stein, „hat die Konkurrenz die unaufhörlich wachsende Ungleich-

heit derselben hervorgerufen.“ Durch die Anwendung von Ma-

schinen, das Emporkommen der Großbetriebe, das Wachstum der

Städte, die ungeahnte Ausdehnung der Frauen- und Kinderarbeit

entstand eine Atomisierung und Zerreibung der vorher zünftig

gegliederten Handarbeiter in ein großes, oft verelendetes, gesell-

schaftlich entgliedertes Arbeiterproletariat. Diese Entwicklung

drängte nach Abhilfe.

In der P h i l o s o p h i e d e s d e u t s c h e n I d e a l i s m u s hatte sich

schon früher die Abkehr von der individualistischen Gesellschaftsauf-

fassung vollzogen. F i c h t e , S c h e l l i n g , B a a d e r , S c h l e i e r -

1

Eugen von Philippovich: Das Eindringen der sozialpolitischen Ideen

in die Literatur, in: Die Entwicklung der deutschen Volkswirtschaftslehre

im 19. Jahrhundert, Gustav Schmoller zur 70. Wiederkehr seines Geburts-

tages, Leipzig 1908. — Zur Geschichte der Sozialpolitik: Hans Gehrig:

Die Begründung des Prinzips der Sozialreform, Jena 1914. — Ferdinand

A. Westphalen: Die theoretischen Grundlagen der Sozialpolitik, Jena

1931. — Vgl. auch meinen Aufsatz: Die Krise der Sozialpolitik und ihre

Lösung in der ständischen Wirtschaftsverfassung, in: Ständisches Leben,

Jg 1, Heft 1, Berlin-Wien 1931, S. 2 ff., jetzt in: Kämpfende Wissenschaft,

Jena 1934, S. 19 ff.