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der Macht nur innerhalb der ökonomischen Preisgesetze [gemeint ist der

Spielraum innerhalb der „Grenzpaare“

1

] geltend machen kann“

2

.

Die geschichtliche Schule hinwieder, welche den Kern der sozialrefor-

matorischen Richtung verkörpert, gibt sich über diese theoretische Frage

nirgends strenge Rechenschaft und arbeitet dadurch praktisch mit der

einfachen Annahme, daß die öffentlichen E i n r i c h t u n g e n (wie Ar-

beiterschutzgesetze, Bauordnungen usw.) ohne weiteres die Macht haben

werden, die gewünschten Änderungen in Preis und Verteilung zu erzielen.

Obwohl praktisch der liberalen Schule überlegen, zeigt sich hier theoretisch

die geschichtliche Schule wehrlos und setzt sich wissenschaftlich ins Unrecht.

Nach der Lehre des Verfassers dieses Buches ist Sozial- und Wirt-

schaftspolitik grundsätzlich möglich. Die Wirtschaft ist ein G l i e d e r b a u /

d e r M i t t e l , und dieser Gliederbau hat zwar seinen ideell eindeutigen

Zusammenhang, seine Ratio, ähnlich wie die Glieder einer Schlußkette einen

eindeutigen Zusammenhang haben. Aber gerade darum ist die Wirtschaft

durch U m g l i e d e r u n g zu ändern: Es k a n n a u s e i n e r u n r i c h t i g

a u s g e g 1 i e d e r t e n W i r t s c h a f t e i n e r i c h t i g

a u s g e g l i e d e r t e g e m a c h t w e r d e n , das heißt, es können die

wirtschaftlichen Mittel wieder den gesellschaftlichen Zielen untergeordnet

werden; ferner können aber auch durch Änderung der Ziele die Leistungen

der Mittel geändert werden. Wenn man z. B. durch Steuern und

Antialkoholbewegung

erzwingt,

daß

die

Brauereien

sich

in

Marmeladenfabriken verwandeln, so hat man durch Veränderung der

Erzeugung auch die V e r ä n d e r u n g d e r V e r t e i l u n g d e s G e -

s a m t e r z e u g n i s s e s bewirkt. Ähnliches geschieht bei Einführung einer

Zwangsversicherung, durch die gewisse Teile des Gesamteinkommens (je nach

Verwendung des angesammelten Versicherungskapitals) anderen Zwecken

zugeführt werden. Die Wirtschaft wird dann vielleicht weniger neue Fabriken

bauen, aber mehr für Krankenpflege und dergleichen ausgeben, dadurch aber

wieder ihren Leistungsbau ändern. — Der Grundirrtum der liberalen Schule

ist, die Volkswirtschaft nur von der Preisbildung her zu betrachten und diese

als nach kausal-mechanischen N a t u r g e s e t z e n vor sich gehend

anzusehen. Der Preis ist aber nur A u s d r u c k des Gliederbaues der

Wirtschaftsmittel, nur Anzeiger oder Index, keineswegs die ursprüngliche

Erscheinung. Außerdem kommt es nicht auf den absoluten Reinertrag

(Geldpreis), sondern auch darauf an, in welchem Verhältnis er zu den

Zwecken des Staates und der Kultur stehe. Auch das verkennt die reine

Eigennutzlehre.

Es sind also alle jene wirtschafts- und sozialpolitischen Beeinflussungen

der Wirtschaft dauernd möglich, die mit den Sacherfordernissen ihres

Gliederbaues und mit den Erfordernissen seiner Umgliederung in Einklang

stehen. Dadurch kann auch ein unrichtiger Gliederbau in einen richtigen

verwandelt werden, und ebenso ein unrichtiger Preisausdruck

1

Siehe unten S. 202.

2

Eugen von Böhm-Bawerk: Macht oder ökonomisches Gesetz? In:

Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung, Bd 23, Wien

1914, S. 218.