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in a + b + c z. B. kann a zu a
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verändert werden, ohne daß b
oder c sich verändern müßten. Auch wo Größen funktionell
verbunden sind, gibt es / grundsätzlich neben abhängigen Va-
riablen „unabhängige Variable“, solche, die für sich verändert
werden können. Auf dieser Unterstellung des „ceteris paribus“
beruht grundsätzlich alle mathematische Naturbetrachtung.
Dem widerstreitet aber der Begriff der Ganzheit. Wo ganz-
heitliches Gefüge herrscht, ist alles gegenseitig, gegenseitig in
dem Sinne, daß die eine Wirklichkeit ihr S e i n nicht für sich
selbst noch von sich selbst hat, sondern es z u g l e i c h von
einer anderen Wirklichkeit empfängt. Die Dinge geben einander
das Sein, sie werden aneinander, sie sind gegenseitig im ontolo-
gischen Sinne (in der geistig-gesellschaftlichen Welt heißt das
Gemeinschaft oder Gezweiung). Darnach ist also in einer Ganz-
heit grundsätzlich nichts für sich veränderlich, es gibt grund-
sätzlich kein „ceteris paribus“.
So steht es in Wahrheit auch in der Natur. Zwar unterstellt
das mathematische Verfahren mit praktischem Erfolge die An-
nahme des „ceteris paribus“, weil die Fehler, die dabei gemacht
werden, vernachlässigt werden können oder doch eine sehr große
Näherung erzielt wird. Aber grundsätzlich gibt es keine Ver-
änderung für sich. Das zeigt sich ja auch an manchen Erschei-
nungen auffällig. Eine Temperaturänderung z. B. ist für sich
allein undenkbar, weil sie zugleich eine Volumen- und Druck-
änderung in sich schließt. Daher auch jene mathematischen
Formeln, welche die angeblichen „Beziehungen“ zwischen Tem-
peratur, Druck und Volumen feststellen sollen, ihre Schwierig-
keiten haben. Nach richtiger neuerer Ansicht kann sich auch
eine Geschwindigkeit nicht ändern ohne Änderung der Masse.
Und sollte die vielgenannte „Heisenbergische Unschärfebe-
ziehung“ nicht ebenfalls mit einer Gegenseitigkeit Zusammen-
hängen, welche in der ganzen Natur überall vorkommt, aber
gerade hier stärker hervortritt?
3. Die Unterstellung der Beziehung oder unmittelbaren Wechsel-
wirkung der Teile und der mechanischen / Ursächlichkeit in der Natur
Wie keine getrennte Veränderlichkeit, gibt es in der rechten
Ganzheit auch keine unmittelbare Wechselwirkung der Teile
untereinander, das heißt keine „Beziehung“ im strengen Sinne