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[220/221]

des Wortes. Auch die „Beziehung“ ist also nur eine Unter-

stellung, nur ein G r e n z begriff, der praktisch mit Erfolg ver-

wendet werden kann, aber theoretisch in Wahrheit ungültig ist.

In einer Ganzheit besteht kein Teil für sich, kein Teil kann

daher zu einem anderen Teile u n m i t t e l b a r in Verhältnis,

in „Beziehung“ treten. Vielmehr sind beide Erscheinungen durch

ihre bestimmte G l i e d h a f t i g k e i t gekennzeichnet. Die

Gliedhaftigkeit zeigt ihre Stellung im Ganzen, ihr bestimmtes,

arteigenes Enthaltensein im Ganzen an. Daher kann ein Glied

nur kraft dieser Gliedhaftigkeit, das heißt aber: über das Ganze

hinweg, durch das Ganze hindurch, auf ein anderes Glied

wirken. Es kann nicht unvermittelt durch das Ganze mit einem

anderen Gliede in Beziehung treten. An die Stelle des Begriffes

der Beziehung tritt grundsätzlich und kategorial gesehen der

Begriff der „Unberührbarkeit“ oder Beziehungslosigkeit der

Teilinhalte und Stufen, also der Glieder. Wir haben diesen

Begriff an anderer Stelle näher entwickelt

1

. In der Naturwissen-

schaft kann infolge der nur geringen Durchsetzbarkeit der

sinnvollen Gliedhaftigkeit eines Dinges und seiner Eigenschaften

praktisch der Begriff der Beziehung allerdings mit Erfolg an-

gewendet werden. Verfahrenkundlich muß man sich aber darüber

klar sein, daß es eine Beziehung der Dinge zueinander im genauen

Sinne des Wortes nicht gibt.

Die mathematische Naturwissenschaft hingegen glaubt von

einem anderen Grundbegriffe ausgehen zu müssen, von der

nicht durch eine Ganzheit vermittelten, also unmittelbaren

„Beziehung“, „Wechselbeziehung“, „Wechselwirkung“.

Die Annahme unmittelbarer Wechselwirkung oder Beziehung

der Teile aufeinander wird übrigens mehr und mehr / auch in

den mathematischen Naturwissenschaften zur bloß praktischen

Näherung. Immer mehr zeigt sich, daß eine solche Wirkung der

Teile aufeinander nicht besteht. Wenn z. B. zwei Billardkugeln

aufeinanderstoßen, so kann zwar diese „Beziehung“ nach dem

Gesetze des Parallelogrammes der Kräfte scheinbar für sich

eindeutig dargestellt werden; aber trotzdem fehlt es an der ver-

mittelnden, überhöhenden Einheit nicht. Es ist das Schwerkraft-

feld, in dem sich der Zusammenstoß abspielt. Würde z. B.

1

Vgl. Kategorienlehre, 2. Aufl., Jena 1939, S. 282 ff.