Table of Contents Table of Contents
Previous Page  685 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 685 / 9133 Next Page
Page Background

[174/175]

199

in einen richtigen. Der r i c h t i g e A u s d r u c k d e s r i c h t i g e n

G l i e d e r b a u e s i s t a b e r — der gerechte Preis

1

!

C .

Die ältere deutsche Gebrauchswertschule

und die neuere Grenznutzenschule

1.

D a r s t e l l u n g

a.

Die deutsche Gebrauchswertschule

Die ältere deutsche Smith- und Ricardo-Schule hatte nie die

mechanische Arbeitskostentheorie übernommen, sondern eine eigene

„Nutzwert- oder Gebrauchswertlehre“ versucht. So Jakob, Soden, Lotz,

Hufeland, Storch, Hermann, Rau. Ebenso die romantische und

geschichtliche Schule: Adam Müller, Bernhardi, Bruno Hildebrand,

Roscher und Knies

2

.

/

Diese Gebrauchswertschule ging

von

der Bedeutung der Bedürfnis-

g a t t u n g e n aus (z. B. Nahrungsbedürfnis, Luxusbedürfnis) und vom

G a t t u n g s nutzen der Güter (z. B. Nahrungsgüter sind nützlicher als

Luxusgüter) — Nahrung, Wasser hätte darnach stets gleichen Gattungsnutzen

—, vermochte aber

von

da aus den Weg zur Erklärung der Größenverhältnisse

der Werte von Gütern bestimmter Menge zu anderen Gütern bestimmter

Menge nicht zu finden. J e d e G e b r a u c h s w e r t l e h r e m u ß t e

m i ß l i n g e n , s o l a n g e d i e U n s t i m m i g k e i t e n z w i s c h e n

N u t z e n u n d P r e i s n i c h t e r k l ä r t w e r d e n k o n n t e n und

damit das Smithische Paradoxon nicht beseitigt war, daß Brot nützlich, aber

billig, der Diamant unnütz, aber teuer sei. — Allerdings gelangten Bruno

Hildebrand, K n i e s

3

u n d H e r m a n n

4

zu der Vorstellung, daß der

Gesamtwert jeder Gütergattung (z. B. des Wassers) zwar beständig sei, aber

sich jedesmal auf die wechselnde Stückzahl auf- teilte. Jedoch blieb diese

Lehre, wonach also der Gebrauchswert umgekehrt proportional der Menge der

Güter wäre, zu sehr im Allgemeinen stecken. Hier setzte

b.

die Grenznutzenlehre

ein. Sie suchte ein Maß des Nutzens, und zwar auf subjektiv-

psychologischer Grundlage. Damals drängte die Zeit überall auf eine

subjektiv-psychologische Grundlegung der Wissenschaften, und zwar

selbstverständlich unter Wahrung des naturwissenschaftlichen Gepräges,

das heißt des kausalmechanischen Verfahrens.

1

Vgl. dazu mein Buch: Tote und lebendige Wissenschaft, 4. Aufl., Jena

1935, S. 57 und 280 f. — Vgl. unten S. 222.

2

Die Werke aller dieser Verfasser siehe oben S. 186 und S. 119 ff.

3

Karl Knies: Die nationalökonomische Lehre vom Wert, in: Zeitschrift für

die gesamte Staatswissenschaft, Jg 11, Tübingen 1855, S. 420.

4

Friedrich Benedikt Wilhelm von Hermann: Staatswissenschaftliche

Untersuchungen (1832), 2. Aufl., München 1870.