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in einen richtigen. Der r i c h t i g e A u s d r u c k d e s r i c h t i g e n
G l i e d e r b a u e s i s t a b e r — der gerechte Preis
1
!
C .
Die ältere deutsche Gebrauchswertschule
und die neuere Grenznutzenschule
1.
D a r s t e l l u n g
a.
Die deutsche Gebrauchswertschule
Die ältere deutsche Smith- und Ricardo-Schule hatte nie die
mechanische Arbeitskostentheorie übernommen, sondern eine eigene
„Nutzwert- oder Gebrauchswertlehre“ versucht. So Jakob, Soden, Lotz,
Hufeland, Storch, Hermann, Rau. Ebenso die romantische und
geschichtliche Schule: Adam Müller, Bernhardi, Bruno Hildebrand,
Roscher und Knies
2
.
/
Diese Gebrauchswertschule ging
von
der Bedeutung der Bedürfnis-
g a t t u n g e n aus (z. B. Nahrungsbedürfnis, Luxusbedürfnis) und vom
G a t t u n g s nutzen der Güter (z. B. Nahrungsgüter sind nützlicher als
Luxusgüter) — Nahrung, Wasser hätte darnach stets gleichen Gattungsnutzen
—, vermochte aber
von
da aus den Weg zur Erklärung der Größenverhältnisse
der Werte von Gütern bestimmter Menge zu anderen Gütern bestimmter
Menge nicht zu finden. J e d e G e b r a u c h s w e r t l e h r e m u ß t e
m i ß l i n g e n , s o l a n g e d i e U n s t i m m i g k e i t e n z w i s c h e n
N u t z e n u n d P r e i s n i c h t e r k l ä r t w e r d e n k o n n t e n und
damit das Smithische Paradoxon nicht beseitigt war, daß Brot nützlich, aber
billig, der Diamant unnütz, aber teuer sei. — Allerdings gelangten Bruno
Hildebrand, K n i e s
3
u n d H e r m a n n
4
zu der Vorstellung, daß der
Gesamtwert jeder Gütergattung (z. B. des Wassers) zwar beständig sei, aber
sich jedesmal auf die wechselnde Stückzahl auf- teilte. Jedoch blieb diese
Lehre, wonach also der Gebrauchswert umgekehrt proportional der Menge der
Güter wäre, zu sehr im Allgemeinen stecken. Hier setzte
b.
die Grenznutzenlehre
ein. Sie suchte ein Maß des Nutzens, und zwar auf subjektiv-
psychologischer Grundlage. Damals drängte die Zeit überall auf eine
subjektiv-psychologische Grundlegung der Wissenschaften, und zwar
selbstverständlich unter Wahrung des naturwissenschaftlichen Gepräges,
das heißt des kausalmechanischen Verfahrens.
1
Vgl. dazu mein Buch: Tote und lebendige Wissenschaft, 4. Aufl., Jena
1935, S. 57 und 280 f. — Vgl. unten S. 222.
2
Die Werke aller dieser Verfasser siehe oben S. 186 und S. 119 ff.
3
Karl Knies: Die nationalökonomische Lehre vom Wert, in: Zeitschrift für
die gesamte Staatswissenschaft, Jg 11, Tübingen 1855, S. 420.
4
Friedrich Benedikt Wilhelm von Hermann: Staatswissenschaftliche
Untersuchungen (1832), 2. Aufl., München 1870.