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niemals den ganzen Ertrag der Erzeugung in Frage, weil die übrigbleibenden

komplementären Erzeugungsmittel immer noch einen, wenn auch

geminderten Ertrag abwerfen müßten. Den Ertragsanteil jedes Erzeu-

gungsmittels bestimmte er als „die Differenz zwischen der Bedeutung jener

Bedürfnisbefriedigung, welche im Falle unserer Verfügung“ über das

Erzeugungsgut und jener, welche bei dessen Ausfall erfolgt

1

. — W i e s e r

stellt dem entgegen, daß die Zurechnung nicht auf Variationen minderer

Ergiebigkeit, sondern stets nur auf die tatsächlich ergiebigste Verwendung

gegründet sein könne. Er unterscheidet

2

zwischen „gemeiner“ und

„spezifischer“ Zurechnung. Die „ g e m e i n e Z u r e c h n u n g “ gilt für die

Kostenelemente der Erzeugung, also in der Regel für Kapital und Arbeit. Wenn

man z. B. Arbeit und Holz nicht nur zur Herstellung eines Tisches, sondern

auch eines Schrankes und Stuhles verwenden kann, so ist durch den

verschiedenen Erfolg (in Geld oder Nutzen veranschlagt) ihr wirtschaftlicher

Ertragsanteil

bestimmbar

oder

zurechenbar.

Sind

die

Verwendungsmöglichkeiten x + y = 100; 2x + 3z = 290; 4y + 5z = 590; so würde

sich der Wert von x mit 40, y mit 60 und z mit 70 berechnen. Die

„ s p e z i f i s c h e Z u r e c h n u n g “ gilt für die spezifischen Elemente der

Erzeugung, also in der Regel für den Boden: Der Landwirt berechnet die

Grundrente in der Weise, daß er vom Gesamtwert der Landwirtschaft den

Kostenwert abzieht, wobei er die Kosten nur mit jenem Werte in Rechnung

stellt, der ihnen auf Grund ihrer Grenzverwendung innerhalb der Volks- und

Weltwirtschaft zukommt, während der ganze Überschuß dem Boden

zugerechnet wird. In gleicher Weise wird jede andere Vorzugsrente durch

Abzug vom Ertrag berechnet. — B ö h m - B a w e r k teilt den

Verlustgedanken Mengers, unterscheidet aber ersetzbare und nicht ersetzbare

Güter; ein dritter Lösungsversuch: C l a r k s Zusatz- oder „Dosismethode“

(rechnet den Ertrag zusätzlichen Aufwandes, z. B. 1 Dosis neuer Arbeit, zu)

läuft zuletzt auf „Grenzproduktivität“ / hinaus, die den Anteil von Arbeit,

Kapital, Boden durch jenen Ertrag bestimmt, welchen deren letzte Auf-

wendungen — an der „Grenze der Erzeugung“ — erzielen.

ε

. D i e E i n k o m m e n s - o d e r V e r t e i l u n g s l e h r e

wurde von der Grenznutzenschule nicht ausgebildet. Jedoch ist sie

grundsätzlich dieselbe wie bei Ricardo, da sie, wie diese, die Einkommen aus

der Sonderpreisbildung, der Preisbildung der „ursprünglichen Pro-

duktivmittel“ ( = Produktionsfaktoren), erklärt. Aus ihrer Preislehre muß

L o h n u n d G r u n d r e n t e ähnlich erklärt werden wie bei Ricardo. Jedoch

wird die Rente verallgemeinert; der Lohn dagegen nur für die Grenzschichte,

die ungelernten Arbeiter, wie vom ehernen Lohngesetze erklärt. Der

Hauptbegriff, mit welchem Lohn, Grundrente und Unternehmergewinn

erklärt werden soll, ist die „ G r e n z p r o d u k t i v i t ä t “ der Arbeit, des

Bodens, des Kapitals, der Unternehmung Abge

1

Carl Menger: Grundsätze der Volkswirtschaftslehre, Bd 1, 2. Aufl., Wien

1923, S. 107.

2

Friedrich von Wieser: Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft (=

Grundriß der Sozialökonomik, Abt. 1, Teil 2), 2. Aufl., Tübingen 1924.