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Preis wird sich zwischen 5 und 6 stellen. Die nähere Erklärung ist folgende:
Bei einem Preis unter 5 möchten 6 Käufer kaufen, würden daher den Preis
steigern; bei einem Preis über 6 würden nur 4 kaufen können, während 6
verkaufen wollen; die Verkäufer müssen sich daher so lange unterbieten, bis
das „ G l e i c h g e w i c h t “ 5—6 erreicht ist. — Böhm- Bawerk formuliert
dies Gesetz der Preisbildung dahin: Der Marktpreis liegt zwischen den
subjektiven Wertschätzungen der beiden Grenzpaare (Gesetz der Grenzpaare).
γ . D e r K o s t e n b e g r i f f
Hieraus ergibt sich ein bestimmtes Verhältnis zu den Kosten. Die
Kostengüter sind nicht selbst wertbestimmend (wie nach Ricardos Ar-
beitswertlehre); vielmehr sind die Kosten nur entgangener Nutzen. Daher gilt:
Die P r o d u k t i v - o d e r K o s t e n g ü t e r l e i t e n i h r e n W e r t v o n
d e n G e n u ß g ü t e r n a b , und zwar ist es — da man aus einem Kostengut
vielerlei Güter mit je verschiedenem Grenznutzen herstellen kann — der
„Grenznutzen des Grenzproduktes“, das heißt des wenigstnützlichen
Erzeugnisses, welcher den Wert der Kostengüter bestimmt. (Die Formulierung
stammt von v. Wieser, der Gedanke von Menger
1
.) Die Kosten sind darnach als
wert- und preisbildendes Element vollkommen verschwunden; sie sind nicht
Grund, sondern lediglich Folge des Wertes und Preises der Genußgüter.
δ . D e r G e s a m t w e r t . D i e Z u r e c h n u n g
Eine eigene Frage ist es, welche Bewertung der gesamte Gütervorrat einer
Ware findet. Hier stehen einander Wiesers und Böhm-Bawerks Auffassung
gegenüber. Nach Wieser sind alle Einheiten (Teilmengen) eines Gütervorrates
mit dem Grenznutzen einzuschätzen, so daß der Gesamtwert eines Vorrats
gefunden wird, indem man den Grenznutzen mit der Stückzahl
m u l t i p l i z i e r t . (Dabei ergibt sich aber / die Schwierigkeit, daß bei sehr
großem Vorrat durch sinkenden Grenznutzen ein geringerer Gesamtwert
herauskommt als bei kleinem Vorrat!) — Nach Böhm-Bawerk ist der
Grenznutzen aller Einzelstücke des Vorrates, der nach dem Gossenschen
Gesetz verschieden hoch sein muß, zu a d d i e r e n . — Jevons, Walras, Pareto
und Schumpeter nehmen einen dem Böhm-Bawerkischen gleichkommenden
Standpunkt ein, dem auch Men- gers Differenzverfahren entspricht, Clark und
Frank A. Fetter einen dem Wieserischen gleichkommenden. Wieser stützt
sich vornehmlich darauf, daß in der praktischen Wirtschaft die einzelnen
Teile eines Vorrates (z. B. jeder einzelne von zehn Säcken Mehl) tatsächlich
gleich hoch angeschlagen werden.
Durch die Abgeleitetheit des Wertes der Kostengüter entsteht die Frage,
wie man den Wert der Frucht (den Ertrag) auf die einzelnen Erzeugungsgüter
aufteilen, „zurechnen“, könne? (Die Bezeichnung „Zurechnung“ stammt von
Wieser.) M e n g e r ging folgerichtig vom Verlustgedanken aus, auf dem ja die
Bewertung nach dem Grenznutzen beruht
2
. Der Ausfall eines einzelnen
Erzeugungsmittels, sagt er, stellt
1
Siehe Carl Menger: Grundsätze der Volkswirtschaftslehre, Bd 1,
2. Aufl., Wien 1923, S. 157.
2
Siehe oben S. 201.