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C a s s e l , W i l h e l m L e x i s
1
; W a r t h o l d M o h r m a n n
2
, O t t o
N e u r a t h
3
. — Eine eindringliche Kritik Wiesers bei A l f r e d A m o n n ,
der selbst ursprünglich vom Grenznutzen ausgegangen war
4
. — Eine unklare
Kritik lieferte R o b e r t L i e f m a n n
5
, der seine Grundgedanken fälschlich
für neu hält.
3 .
B e u r t e i l u n g d e r G r e n z n u t z e n 1 e h r e
a.
Der Systemgedanke
Der begriffliche Aufbau der Grenznutzenlehre ist derselbe wie jener
Ricardos. Sie erklärt noch / strenger als dieser alle Wirtschafts-
erscheinungen nach dem Schema der Wert- und Preisbildung und geht
ebenso vom Eigennutz des Einzelnen als der ursprünglichen
Wirtschaftserscheinung aus. Dieser Systemgedanke unterliegt daher, als
individualistischer, denselben Einwänden, die sich früher ergaben
6
.
b.
Das Gossensche Gesetz
Die Grundgedanken der Grenzwertlehre sind nicht haltbar. Das auf
den ersten Blick so bestechende „Gossensche Gesetz“
7
erweist sich als
unrichtig:
1. Es ist nicht wahr, daß Zuwüchse an Genußgütern immer abnehmenden
Nutzen stiften, oft können sie auch — z. B. bei Kleidern, Wohnung, Anhören
eines Schauspiels, Arznei, Kurgebrauch, Reise — zunehmenden Nutzen stiften,
w e i l d i e s p ä t e r e n A u f w ä n d e e r s t z u m Z i e l e f ü h r e n ;
2. dienen die unverbrauchlichen Güter unbestimmbar vielen Nutzungen.
Ein Stück Brot, ein Glas Wasser ist nur einem Bedürfnisse zugeordnet. Wenn
aber ein Geigenspiel, ein Rundfunkvortrag von Tausenden gehört, ein
Erfindergedanke von Millionen benützt wird, wo bleibt da der Grenznutzen?
1
Wilhelm Lexis: Artikel Grenznutzen im Wörterbuch der Volkswirt-
schaft, Jena 1911.
2
Warthold Mohrmann: Dogmengeschichte der Zurechnungslehre, Jena
1914.
3
Otto Neurath: Nationalökonomie und Wertlehre, in: Zeitschrift für
Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung, Bd 20, Wien 1911.
4
Alfred Amonn: Wiesers Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft, in:
Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Bd 53, Tübingen 1925.
5
Robert Liefmann: Grundsätze der Volkswirtschaftslehre, 2 Bde (1917 und
1919), 3. Aufl., Stuttgart 1923. — Zur Kritik Liefmanns siehe Alfred Amonn:
Liefmanns neue Wirtschaftstheorie I und II, in: Archiv für Sozialwissenschaft
und Sozialpolitik, Bd 46, Tübingen 1918/19, S. 367 ff., Bd 47, Tübingen 1920, S.
523ff.; Volkswirtschaftliche Grundbegriffe und Grundprobleme, Jena 1938.
6
Siehe oben S. 67 f., 75 ff. und 102.
7
Siehe oben S. 200.