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[182/183]

Gesetz fällt, das „Gesetz des Ausgleichs der Grenznutzen“ (das ebenso

falsch ist wie seine Entsprechung bei Ricardo, das „Gesetz des Ausgleichs

der Profite“), dann fällt der Grenzgedanke überhaupt: Es g i b t n u n

k e i n M a ß d e s N u t z e n s m e h r ! Denn wenn die Nutzungsreihe

der Güter nicht stetig abnimmt, z. B. nicht: 10, 9, 8, 7 ... zeigt, sondern ganz

unregelmäßig, z. B.: 10, 9, 8, 1 2 . . . (falls derartige größenmäßige Ansätze

überhaupt zulässig wären), so ist es klar, daß man nach der letzten Größe

(12) nicht mehr r e c h n e n könne; noch weniger, wenn b e s t i m m t e

Größenansätze, nämlich bei unverbrauchlichen Gütern, unmöglich seien.

Das alles heißt: Die G ü t e r w e r d e n n i c h t n a c h d e m

G r e n z n u t z e n g e s c h ä t z t .

c.

Die atomistische Natur der Bedürfnis- und Preislehre

Der Begriff des Grenznutzens enthält zwar ein organisches Element,

insofern, als der Wert eines Gutes vom andern nicht unabhängig ist, jedoch

wurde dieser Gesichtspunkt nicht verwertet. Menger nimmt vielmehr einen

Atomismus der einzelnen Bedürfnisse und der einzelnen Wirtschafter zum

Ausgangspunkt und läßt die Wirtschaft aus deren einzelnen Schätzungen

z u s a m m e n g e s e t z t werden. Gegen ihn gilt daher alles, was man gegen

die Lehre vom „Ordre naturel“ und die Lehre vom Eigennutz einwenden muß

1

.

d.

Der atomistische Marktbegriff

Unrichtig ist auch der atomistische M a r k t b e g r i f f des Zusammen-

treffens der Wirtschafter, unrichtig daher auch das „ G e s e t z d e r

G r e n z p a a r e “ selbst. Der Preis setzt sich nicht aus den subjektiven

Wertschätzungen Einzelner zusammen und er setzt sich insbesondere nicht als

„Gleichgewichtspreis“, das wäre, nach dem oben

2

angegebenen / Beispiel,

zwischen 5 und 6 fest, sondern er müßte sich (wenn schon eine derartige

Grundlage angenommen würde) zwischen 0 und 1 festsetzen. Denn die

Verkäufer und die Käufer sind keine atomistische Masse, sondern gegliedert,

das heißt, die Käufer haben die Führung, und die Verkäufer haben in der

arbeitsteiligen Wirtschaft in der Regel nur eine der Null zustrebende

Wertschätzung für ihre Güter. Was soll z. B. ein Gestüt mit seinen

überflüssigen Pferden machen?

3

e.

Wert der Kostengüter

Auch die eindeutige Ableitung des W e r t e s d e r K o s t e n g ü t e r v o n

d e m d e r G e n u ß g ü t e r ist unrichtig und beruht ebenfalls auf

1

Vgl. oben bei Quesnay und Smith, S. 59 f. und 75 ff.

2

Siehe oben S. 201 f.

3

Eine Kritik der Preisformel Böhm-Bawerks in meinem Buche: Fun-

dament der Volkswirtschaftslehre, 4. Aufl., Jena 1929, § 19. Vgl. ferner zur

ausführlichen Kritik des gesamten Grenznutzens mein Buch: Tote und

lebendige Wissenschaft, 4. Aufl., Jena 1935, S. 160 ff.