Table of Contents Table of Contents
Previous Page  695 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 695 / 9133 Next Page
Page Background

[183/184]

209

rein materialistischer Auffassung der Wirtschaft (die Mengers sonst

immateriellem Gutsbegriff übrigens widerspricht). Ein Meter Tuch kann

allenfalls noch auf Mengen von Webstuhl, Spinnmaschine, Schafwolle und so

fort zurückgeführt werden; aber die geistigen Leistungen, die in Schafzucht,

Spinnerei, Weberei und so fort in Form von Erfindergedanken,

Züchterleistung, Kapital höherer Ordnung

1

hervorbringend mit- wirken,

können infolge ihrer Unverbrauchlichkeit nicht eindeutig mengenhaft

bestimmt werden; daher ist ein eindeutiges „Grenzprodukt“ aller dieser

Kostengüter nicht bestimmbar. Praktisch wäre übrigens der „Grenznutzen des

Grenzproduktes“ bei den meisten Kostengütern f a s t N u l l , sofern nämlich

mit ihnen stets auch wenig nützliche Güter hergestellt werden. D e m n a c h

m ü ß t e n d i e P r e i s e a l l e r G ü t e r d e r N u l l z u s t r e b e n d e

G r ö ß e n s e i n .

f.

Kosten

Endlich widerspricht die Zerreißung der Güter in Genuß- und Kosten-

güter, das heißt die Leugnung aller Selbständigkeit der Kosten durch die

Ableitung ihres Wertes von den Früchten, der Wirklichkeit. Die Kosten sind in

Wahrheit nur Vorstufen der Genußgüter, der gesamte Gliederbau der

Leistungen (Güter) ist eine E i n h e i t ! Darum leiten die Früchte ihren Wert

ebensogut von den Kosten, wie die Kosten von den Früchten ab. Es besteht

zwar ein V o r r a n g der Früchte, aber keine Alleinwertigkeit.

g.

Nachfrage

Ähnlich wie bei Smith-Ricardo wird auch bei Menger und Böhm die auf

dem Markte auftretende N a c h f r a g e (Kaufkraft) nicht wirtschaftlich

erklärt; sie wird im besten Falle psychologisch, nicht aber als aus

wirtschaftlichen Bedingungen bestimmt aufgezeigt. Die Nachfrage wird

ebenso als vom Himmel heruntergeschneit angesehen wie das Angebot (das ist

die Erzeugung) der M a r k t daher, wie gezeigt, desgleichen als ein gefügeloser

atomistischer Haufen behandelt. „Der Preis wird vom Anfang bis zum Ende

durch subjektive Wertschätzungen bestimmt“, sagte Böhm-Bawerk.

4 . V e r t e i l u n g s l e h r e

Der unrichtigen Wert- und Preislehre entspricht auch eine unrichtige

Verteilungslehre.

Mit dem Begriff des Grenzwertes und dem Gossenschen Gesetz ist auch

jener der „ G r e n z p r o d u k t i v i t ä t “ und damit die Lohnlehre ebenso wie

der Rentenbegriff hinfällig

2

. Es war ein Verhängnis, / daß die niedrige

„Grenzproduktivität“ für die Masse der ungelernten Arbeit p r a k t i s c h z u

d e m s e l b e n E r g e b n i s k o m m e n m u ß t e w i e d a s e h e r n e

L o h n g e s e t z R i c a r d o s !

Die Produktionsfaktorenlehre ist bei den Grenznutzlern dieselbe wie bei

den Klassikern (wo sie aber infolge der wertbildenden Bedeutung

1

Siehe unten S. 220.

2

Siehe oben S. 105 f.