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Wir erkennen hierin überall die mystischen Grundlagen der
Religion und die letzten Quellen ihrer Kategorien.
Später werden wir der Mystik der Upanischaden noch in ver-
schiedenen Zusammenhängen begegnen.
/
E.
Die M y s t i k Z a r a t h u s t r a s
Der ganzen Art der, bekanntlich zertrümmerten, in später Form
auf uns gekommenen literarischen Überlieferung nach ist uns von
der Religion Zarathustras fast ausschließlich die ethisch-rationale
Seite bekannt, so daß seine Lehre der heutigen Wissenschaft als
unmystisch, als ethisch-rational gilt. Jedoch mit Unrecht. Der ver-
borgene mystische Urquell ist noch mit Sicherheit erkennbar.
Und zwar zunächst mittelbar schon daran, daß er in altersgrauen
Zeiten — Eduard Meyer setzt ihn „spätestens ins 11. Jahrhundert
v. Chr.“
1
— keinen Stammesgott, sondern den e i n e n , der ganzen
Menschheit gemeinsamen Gott
2
verkündet. Der Stammesgott ist
unseres Erachtens stets ein Zeichen religiöser Rückbildung, sei es
durch Verengung des gesamten Gemeinschaftslebens, sei es durch
Schwächung der Stellung der Mystik.
Unmittelbar erkennbar ist aber der mystische Ursprung von
Zarathustras Verkündigung bei ihm selbst, sofern er von seiner
Berufung als von einer G o t t s c h a u spricht. Diese kann nichts
anderes als die mystische Ekstase sein.
So heißt es Yasna 31, 8: „Ich erkannte von Dir, o Mazdah, in
meinem Sinne... — als ich dich mit dem A u g e e r f a ß -
t e . . und Yasna 43,5: „Als den Heiligen erkannte ich Dich da,
o Mazdah Ahura, als ich Dich zuerst er s c h a u t e bei der Schöp-
fung des Lebens .. .“
3
.
Ganz allgemein spricht sodann für die mystische Grundlage der
Lehre Zarathustras: Sie ist eine Lichtreligion wie die altvedische
4
;
1
Eduard Meyer: Ursprung und Anfänge des Christentums, Bd 2, Stuttgart
1921, S. 58; Geschichte des Altertums, Bd 3, 2. Aufl., Stuttgart und Berlin 1937,
S. 97. — Otto Guenther von Wesendonk: Das Weltbild der Iranier, München
1933, setzt Zarathustra vor das 8. Jahrhundert, „wahrscheinlich aber" in das
10. Jahrhundert v. Chr. (S. 62).
2
Eduard Meyer: Ursprung und Anfänge des Christentums, S. 59.
3
Sperrungen von mir.
4
Johannes Hertel: Die arische Feuerlehre, 1. Teil, Leipzig 1925, S. 19 und
öfter.