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[194/195]

(Frachtwesen, Verkehr) vor Stoffreife (das heißt Verkehr vor technischer

Erzeugung in Gewerbe und Landwirtschaft); Leistung vor Preis.

Für die Stufen gilt der Vorrangsatz: Die höhere Stufe ist vor der niedern.

Dazu ist zu bemerken, daß der Vorrang der höheren Stufe das

verhältnismäßige E i g e n l e b e n der niederen nicht ausschließt, sondern

vielmehr fordert. Dieses Eigenleben bedeutet insbesondere in der Volks-

wirtschaft v e r h ä l t n i s m ä ß i g e S e l b s t v e r s o r g u n g („Autarkie“).

Auch dem Gaue, Geschäftszweige (Verbande, Stande), dem Betriebe,

Haushalte kommt wesensgemäß je eine verhältnismäßige Selbstversorgung zu.

c.

Wert- und Preislehre

In der Wert- und Preislehre tritt nun an die Stelle des Begriffes der

M e n g e (sei es von Arbeitsstundengehalt der Güter [Ricardo, Marx] oder von

Nutzungen [Menger]) der Begriff des sinnvollen Enthalten- / seins der

Leistungen (oder Güter), das heißt der Begriff der sinnvollen

G l i e d h a f t i g k e i t . Der Hauptgrundsatz für die Wert- und Preisbildung

ist daher für das ganzheitliche Denken, daß Wert und Preis sinnvoller

A u s d r u c k des Gliederbaues der Leistungen sind (also nicht der

Grenznutzen Wert und Preis bestimmt, trotzdem Leisten allerdings mit

Nutzen im weitesten Sinne zusammenfällt). Grundlegend ist da zuerst die

Erscheinung der G l e i c h w i c h t i g k e i t o d e r Ä q u i p o l - l e n z ,

welche besagt, daß für einen bestimmten Leistungsstand eines Gebildes (z. B.:

eine Fabrik erzeuge x Güter jeden Tag) jede einzelne Leistung gleich

unentbehrlich sei

1

. Dies so im Gliederbau der Leistungen entstehenden

äußeren Maßverhältnisse (z. B. x Drehbänke: y Rohstoffe: z Arbeiter) sind aber

deswegen für die Preisbestimmung nicht allein entscheidend, weil in allen

Gütern unverbrauchliche Leistungen, z. B. Erfinderleistungen, enthalten sind,

die 1. nicht quantifiziert werden können und 2. infolge ihrer

Unverbrauchlichkeit zwar n i c h t v e r g ü t e t w e r d e n m ü s s e n ,

w o h l a b e r v e r g ü t e t w e r d e n k ö n n e n . Dadurch wird der Preis

verhältnismäßig unbestimmt, also mathematisch nicht eindeutig bestimmbar!

In diesem Sinne sind zuletzt alle Preise u n r e c h e n b a r

2

und alle streng

quantitativen Preistheorien falsch. Dem entspricht die Veränderlichkeit und

E i n m a l i g k e i t der Preise in der Erfahrung

3

.

Das gliedhafte Enthaltensein der Leistungen ist ferner entweder ein

r i c h t i g e s o d e r u n r i c h t i g e s („gute“ Wirtschaft oder „Mißwirt-

schaft“); der Preis entweder ein richtiger oder unrichtiger Ausdruck des

Gliederbaues der Wirtschaft; endlich folgt daraus: der richtige Ausdruck des

richtigen Gliederbaues der Wirtschaft ist der gerechte Preis. Hiermit erhält der

Preis ein sittliches und überindividuelles Gepräge. Die Preisbildung ist von

grundsätzlich anderer Natur wie bei Smith, Ricardo und Menger.

1

Siehe oben S. 63 und öfter.

2

Siehe oben S. 104 und 219.

3

Vgl.: Tote und lebendige Wissenschaft, 4. Aufl., Jena 1935, S. 278 ff.