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[204/205]

225

7.

Der M o n d mit seinem mystischen Licht (dem auch das leib-

liche Leben, verkörpert im „Lebenswasser“, von Göttern dem

Drachen entrissen, entspricht); im Hinblick aber darauf, daß er

Lichtgott und oberster Gott ist, andererseits auch — oder sogar

gleichzeitig —

8.

die S o n n e , sowohl als herrschende Lichtquelle, wie als

herrschendes königliches Gestirn des Himmels

1

. — Dabei aber

9.

der H i m m e l ü b e r h a u p t , welcher wieder — nachträg-

lich — von selbst in die bekannten Gegensätze zur Erde treten

kann. — Es liegt auch nahe, den Gott der Ekstase vornehmlich

10.

als den Gott jener S t ä n d e zu fassen und zu verehren,

welche Ekstase pflegen. Das sind aber nicht überall nur die / Weisen,

Heiligen und Priester, sondern in kriegerischen Zeiten und bei

einem kriegerischen Volk werden das auch die Krieger sein! Und

damit ist der Gott der Ekstase auch

11. K r i e g s g o t t . Gerade diesen Fall finden wir bei den Ger-

manen, wo es keinem Zweifel unterliegt, daß die Berserker und

andere große Krieger ihre Heldenschaft auf Grund einer mystisch-

magischen Schulung erlangten. Das wirkt für unsere heutigen Be-

griffe von kriegerischer Ausbildung überraschend. Wieweit aber die

mystisch-magischen Schulungen ausgebreitet sind, über wieviele

Gegenstände sie sich erstrecken, lehrt z. B. das Buch von David-

Neel über Tibet, ein Land, in welchem sich die uraltertümlichsten

Zustände zum Teil noch bis heute erhielten

2

. Diese Schulungen sind

nicht nur und ausschließlich geistige, sie sind auch solche der Mus-

kelkraft und Körperstärke (aber nicht auf äußerem, sondern wesent-

lich auf innerem Weg — durch Konzentration — erlangt). — Daß

der höchste Gott endlich auch

12.

als S c h ö p f e r g o t t aufgefaßt werde, daß in dieser Schöp-

fung er sich selbst hingebe, sich selbst darbringe („Ich weiß, daß ich

hing — Am windigen Baum — Neun Nächte lang ... Geweiht dem

1

Sowohl Sonne und zugleich Mond ist z. B. Jupiter. Er ist nicht nur der

Gott des Taghimmels, sondern des himmlischen Lichtes überhaupt, daher auch

des Vollmondes. (So, gestützt auf Paul Kretschmer und Franz Altheim: Römi-

sche Religionsgeschichte, Bd 1, Berlin 1931, S. 104 f.)

2

Alexandra David-Neel: Heilige und Hexer, Leipzig 1932.

15 Spann, Religionsphilosophie