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Weisen“

1

. Die Somapflanze ist himmlischer Herkunft

2

, ein Symbol des h i m m -

l i s c h e n Somas.

Diese scheinbar überbunte und widerspruchsvolle Liste von Eigenschaften

erhellt sich durch unsere grundsätzliche Erklärung aus der mystischen Ekstase,

dem Stufenbau und der vielfachen Gliedhaftigkeit aufs einfachste.

Daß auch der sehr alte griechische Gott H e r m e s als ein Gott der Ekstase

zu betrachten sei, erscheint mir nicht zweifelhaft. Als Gott der Wege muß er den

mystischen Übungen, ihrer Methode nach (das heißt dem Weg nach) nahe stehen.

Und dazu stimmt vor allem das Merkwüdige, was schon bei Homer hervortritt,

daß er auch Herr der Seelen ist, Seelenführer,

πσυχοπομπός

, als welcher er die

Seelen in die Unterwelt geleitet. Bei Todesfällen wird ihm ein Opfer gebracht.

Er ist auch der Gott der Träume und des Schlafens, welche beide den Zuständen

der Verzückung verwandt sind. Als „Argostöter“ deutet er auf die Überwindung

des „Hüters der Schwelle“, das ist die den Mystikern geläufige Vorstellung von

Mächten, welche den Eingang in die innere Welt mystischer Erfahrung verweh-

ren wollen. (Denn nicht jeder ist dazu berufen.) Der Heroldsstab des Hermes,

das Kerykeion (ein Schlangenstab), dient bezeichnenderweise zur magnetischen

Einschläferung, das ist zur somnambulen / Bannung und ist überhaupt ein ur-

altes mystisches Symbol. Daß er schon als Kind die Lyra erfindet und später mit

dem Apollon eng verbunden ist, gleichwie mit den Chariten, stimmt ebenfalls

mit einer mystischen Grundauffassung seiner Gestalt überein. Denn diese legt

Dichtung und Weisheit nahe, auch Beredsamkeit. — Auch die Auffassung als

Götterbote ist noch verständlich, da die mystischen Erleuchtungen dem Men-

schen Kunde von den Göttern bringen. Allerdings kann diese Seite bei Homer

nur dadurch so sehr hervortreten, daß Hermes nicht selbst der oberste Gott —

zum Unterschied von Wotan — blieb. Aber im vorhistorischen Arkadien war

Hermes der oberste Gott. Nur als a b g e l e i t e t e und sinnlich vergröberte

Eigenschaft erscheint es uns dagegen, daß er — als Unterweltsgott — auch

Finder aller S c h ä t z e sowie Gott des R e i c h t u m s (womit wohl auch die

Kuhgewinnungssagen Zusammenhängen) und damit auch der F r u c h t b a r -

k e i t , einer Quelle des Reichtums, wird, welche wieder auf das sonst befremd-

liche P h a l l i s c h e führt — was übrigens auch avf W o t a n , welcher der

Ernte und Fruchtbarkeit vorsteht, zutrifft. Hier besteht aber auch insofern ein

unmittelbar mystischer Bezug, als der über allen Dingen stehende magisch-

mystische Mensch (trotz der Askese) auch als Beherrscher der Natur und der

Menschen aufzufassen ist, dem der Reichtum zufließt, wann er ihn braucht und

will. — Ganz offensichtlich ist Hermes ferner nur abgeleiteterweise ein Gott

der K a u f l e u t e u n d D i e b e . Das hängt mit den Wegen zusammen, auf

denen Kaufleute ebenso wie Wegelagerer wandeln. — Auf nur abgeleiteten Zu-

sammenhängen muß es auch beruhen, wenn Hermes als S o h n d e s Z e u s

u n d d e r M a i a , somit als bloß geborener Gott, erscheint. Eine solche Her-

abminderung auf eine tiefere Stufe ist nur möglich, wenn die wahre Natur des

Gottes verblaßt, vergessen ist. Eine reinere Auffassung klingt dagegen schon an,

1

Alfred Hillebrandt: Vedische Mythologie, ... S. 288.

Wieso Hillebrandt diese und noch andere Eigenschaften „der Natur des Mon-

des leicht zukommen“ lassen kann, verstehen wir allerdings nicht, da sie mit dem

Monde als Gestirn nichts zu tun haben.

2

Alfred Hillebrandt: Vedische Mythologie, ... S .289 f.

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