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[202/203]

231

Kapital höherer Ordnung oberer Stufe, verbürgt werden kann

1

. Als Kapital

höherer Ordnung ist Geld ein führendes, ein organisierendes

Wirtschaftsmittel. Geld schaffen und Geld gebrauchen heißt gleichsam einen

Erzeugungs- oder Verbrauchsbefehl geben (daher die entscheidende

Bedeutung des Ausströmungsweges

2

). Geld ist auch geschichtlich nie

entstanden, sondern war immer da — nach Maßgabe der Organisation der

Wirtschaft

3

.

Durch die Bestimmung als Kapital höherer Ordnung ist erst die

S t e l l u n g d e s G e l d e s in der Volkswirtschaft klargestellt. Während man

bisher das Geld als neutralen, nominellen „Reflex des Warenwertes“, das ist als

„Tauschmittel“

oder

als

Ergebnis

künstlicher

Vereinbarung

(„Konventionstheorie“), von der eigentlichen Güterwelt trennte, wird nun die

Rolle des Geldes als eines schöpferischen (produktiven) Mittels klar. Es ist zwar

nicht in gleicher Weise Produktivkapital wie z. B. eine Maschine, aber es ist in

einem h ö h e r e n Sinn produktiv, insofern es nämlich (ähnlich wie ein

Handelsvertrag oder anderes Kapital höherer Ordnung) bei der Erzeugung von

Maschinen sowohl wie von Genußgütern mitwirkt, gleichsam unsichtbar mit

dabei ist

4

. Das Geld ist daher auch kein „neutrales Gut“, an dem man die

Güterpreise „messen“ könnte; es ist auch kein Gut, das für s i c h ab- und

zunehmen könnte, während die Waren gleichblieben (nach der falschen

Unterstellung des Metallismus und der Quantitätslehre); vielmehr

g e s t a l t e t

1

es selbst die Warenerzeugung mit

5

.

Durch die abstrakt-verbindende Natur des Geldes, die in seiner Beziehung

zum g a n z e n wirtschaftlichen Gemeinwesen liegt, erhält es seine

Grundverrichtungen. Die erstwesentliche Geldverrichtung ist nach der

metallistischen Auffassung: Tauschmittel zu sein (Geld = „indirektes

Tauschgut“); nach der chartalistischen: Zahlungsmittel zu sein (Zahlung ist

nicht immer unmittelbar mit Tausch verknüpft, z. B. Steuer, Kapitalzins:

Knapp, vor ihm schon Knies); nach der universalistischen: die Organisierung

der Volkswirtschaft (denn Kapital höherer Ordnung ist stets organisierendes

Mittel). Daraus folgen die abgeleiteten Verrichtungen:

1. die Verrichtung des Geldes als allgemeine Bezugseinheit, das ist als

Recheneinheit, als Preismaß zu dienen;

2.

als Tauschmittel;

3.

als Zahlungsmittel;

4.

Kapital, also reale Güter, Vermögen, zu übertragen;

5. Werte und Kapitale in der Zeit aufzubewahren (Schatzbildung oder

Thesaurierung).

In allen diesen abgeleiteten Verrichtungen zeigt sich das Geld als Ver-

knüpfer, Organisator, und in diesem Sinne als Mit-Schöpfer des Reichtums, der

Güter. Die Ansammlung von Geld ist daher die Ansammlung

1

Siehe oben S. 220 f.

2

Siehe unten S. 234.

3

Vgl. auch oben S. 24 und unten S. 236.

4

Vgl. mein Buch: Fundament der Volkswirtschaftslehre, 4. Aufl., Jena

1929, S. 181 f. und öfter.

5

Vgl. auch unten S. 234 die Theorie der Ausströmungswege.