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deckung, den Rest in Bankforderungen (sogenannte „bankmäßige Deckung“,
nämlich Wechsel und ähnliches) und ist dadurch e 1 a s tisch e r als das starre
Kontingentsystem der Peels-Akte.
Gegen die Banktheorie wendet man ein, daß sie die K r e d i t b e d i n - g u
n g e n , nämlich Höhe des Diskontsatzes, nicht beachte. Seit dem Weltkriege
herrscht wieder die Currencytheorie, aber allerdings nur ihrem einen
Hauptsatze nach: daß die Möglichkeit einer bewußten / Beeinflussung des
Preisniveaus mittelst der Diskontpolitik der Notenbank allgemein bestehe,
und zwar durch die Vermehrung der Notenmenge bei geringem, durch die
Verminderung bei hohem Zinsfuße. Diese rein quantitätstheoretische Ansicht
wurde von W i c k s e l l fortgebildet. Er ist der Ansicht, daß die Notenbanken
durch ihre Diskontpolitik die Preise auf jede beliebige Höhe treiben können,
wenn sie nämlich den Diskontsatz unter dem „natürlichen Zinsfuß“ halten,
wodurch immer neue Notenmengen ausströmen, daher die Preise steigen.
Dagegen wurde der alte „Bankstreit“ (die Stellung der Banknoten
innerhalb des Geldsystems, ob Volldeckung oder bankmäßige Deckung) im
Sinne der Banktheorie entschieden.
Vom universalistischen Standpunkte aus sind beide Theorien, besonders
die Currencytheorie, abzulehnen; vielmehr ist eine dezentralisierte und
ständische Geldverfassung sowie, gemäß der Unausgleichbar- keit der Preise,
also auch des Zinsfußes, ein nach Geschäftszweigen abgestufter Diskont zu
fordern, statt des heutigen einheitlichen Diskonts der Notenbank
1
. Die
deutsche Landwirtschaft z. B. trug seit hundert Jahren nicht soviel Zinsen als
die Bankrate ausmachte, sie war daher durch diese Geldverfassung vom
Notenbankkredite praktisch ausgeschlossen. In Wahrheit gibt es keinen
allgemeinen,
„natürlichen
Zinsfuß“!
Der
Zins
verschiedener
Volkswirtschaften und verschiedener Geschäftszweige muß d a u e r n d
v e r s c h i e d e n sein, daher auch der Bankdiskont abgestuft werden
(praktische Durchführung: durch Kontingentierung). — Auch der
„Automatismus“ der Diskontpolitik ist zu bestreiten. Denn f a l l s d u r c h
n i e d r i g e n Z i n s f u ß e i n e E r w e i t e r u n g u n d V e r b i l l i g u n g
d e r E r z e u g u n g e r m ö g l i c h t w i r d , w e r d e n d i e P r e i s e
t r o t z v e r g r ö ß e r t e r N o t e n m e n g e n i c h t s t e i g e n , sondern
fallen. In der Wirtschaft kommt es nie zuerst auf Mengen, sondern auf
Bedeutungen, auf sinnvolle Glied- haftigkeiten der Leistungen an, wie sich oft
zeigte.
Der universalistische Lehrbegriff geht von der Erkenntnis aus, daß es in
Wahrheit nicht nur staatliches Geld gebe, sondern innerhalb jeder
Wirtschaftsgemeinschaft unaufhörlich Geld geschaffen wird (Beispiele: vom
Wechsel und Girogelde bis zur sogenannten „Konsumvereinsmarke“). Daraus
ergibt sich ein G l i e d e r b a u d e z e n t r a l i s t i s c h e r G e l d -
s c h ö p f u n g e n , der am besten den ständischen Gruppen und Fachbanken
übertragen wird, überbaut und gewährleistet durch eine staatliche Notenbank
mit abgestuftem Zinsfuß. — Die Deckung kann nicht im Golde noch in
Wechseln, sondern zuletzt nur in der Fruchtbarkeit der
1
Siehe oben S. 47 und S. 230 f.