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232

[203/204]

organisierender Mittel und dadurch erst die mittelbare Ansammlung von

Gütern und Leistungen (Geld als „Repräsentant“ von Reichtum).

Die Grundverrichtung des Geldes sondert sich:

1.

als ursprüngliches Kapital höherer Ordnung (z. B. Währungsgesetze,

Notenbankstatut);

2.

als abgeleitetes Kapital höherer Ordnung erster Stufe (z. B. Anwendung

des Notenbankstatutes = Geldschöpfung);

3.

als abgeleitetes Kapital höherer Ordnung in weiterer Verwendung (z. B.

Maschinenkauf der durch Geldschöpfung der Notenbank finanzierten Fabrik).

Demgemäß unterscheiden wir die O r g a n i s i e r u n g sverrichtung als

ursprünglich, erstabgeleitet, zweitabgeleitet und so fort

1

.

b.

Geldwertlehren

Eng mit der Wesenserklärung des Geldes hängt die Erklärung seiner

Kaufkraft, seines Wertes zusammen. Die wichtigsten Geld-Werttheorien sind:

1.

die Erzeugungskostenlehre, wonach der Geldwert durch die Her-

stellungskosten des Metalls samt den Frachtkosten vom Erzeugungsorte

bestimmt würde (Ricardo

2

, Senior, Eugen Dühring, jeder folgenstrenge

Metallismus);

2.

die Quantitätstheorie

3

;

3.

eine subjektive Modifikation derselben, die Einkommenstheorie

(Zwiedineck, Wieser

4

), welche die Einwirkung der Geldmenge auf den

Geldwert durch den Gebrauch im individuellen Einkommen vermittelt

werden läßt;

4.

die universalistische Geldwerttheorie oder die Theorie der Preis-

verschiebung und der Ausströmungswege.

α

Die Quantitätstheorie teilt man in eine ältere (Hu me, R i c a r d o , John

Stuart M i l l ) , welche behauptet, daß sich mechanisch der Wert des / Geldes

direkt proportional mit der Menge ändere (doppelte Geldmenge = doppelte

Preishöhe der Waren); und eine neuere, „kritische“, die mehrfache

Einschränkungen macht; so die Bank- und Currency- theoretiker

5

, ferner

W i c k s e l l

6

(der, wie zum Teil schon Mill, die Einbeziehung der

Schatzbildung und Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes forderte); ähnlich

G i d e

7

, M a r s h a l l

8

, E d g e w o r t h , P i g o u ,

1

Vgl. auch das oben bei Law, S. 49, über G e l d s c h ö p f u n g Gesagte,

ferner das Lehrstück der Ausströmungswege gegen die Quantitätstheorie,

unten S. 234 f.

2

Siehe oben S. 228.

3

Siehe unten S. 232 ff.

4

Friedrich von Wieser: Der Geldwert und seine Veränderungen, Leipzig

1910; Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft, 2. Aufl., Tübingen 1924.

5

Siehe unten S. 235 f.

6

Knut Wicksell: Geldzins und Güterpreise, Jena 1898.

7

Charles Gide: Principes d’économie politique (1884), 24. Aufl., Paris

1923; deutsch von Ludwig Nowotny: Grundsätze der Volkswirtschaftslehre,

Halberstadt 1928.

8

Siehe oben S. 205.