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die in dieser Selbstentgegensetzung gegebene Rückbezüglichkeit des

Geistes auf sich selbst wird er zum S e l b s t bewußtsein, erwacht

er zum Ich! Erst dadurch wird die absolute Sonderstellung des

menschlichen Geistes, als eines Ich, begründet! Diese Lehre beruht

selbst so sehr auf einer Eingebung, daß man sagen kann, die ge-

samte naturalistische Psychologie vermochte sie nicht zu erschwin-

gen. Diese blieb eingebungsblind und daher mechanistisch (beson-

ders in der alten „Assoziationspsychologie“).

S c h e l l i n g verstand diese Lehre Fichtes vollkommen und

übernahm sie. Doch blitzte ihm in einer neuen großen Eingebung

auf, daß, was bei Fichte halb unausgesprochen blieb, nämlich das

Enthaltensein des / einzelnen Ich in einem alles befassenden, abso-

luten Ich, von Schelling bald als absolute Vernunft gedeutet, in den

Mittelpunkt gerückt werden müsse. Nun ergab sich, daß das abso-

lute Ich nicht nur dem Selbstsetzungsakte im menschlichen Ich die

Grundlage biete (indem das absolute Ich das subjektive befaßt, wo-

durch die Setzungen des subjektiven Ich zugleich Funktionen des

absoluten werden), sondern auch in der N a t u r jene Setzungen

veranlasse, welche den Sinnesempfindungen des subjektiven Ich ent-

sprechen. Dadurch wurde geleistet, was Fichtes Lehre nicht ganz

vermochte: die Objektivität, die N a t u r zu erklären. Seine Ein-

gebung ging zugleich auf das Gesamtganze der Natur und des Gei-

stes. Indem Schelling sie in die Formel kleidete: „Wie kommt die

Natur dazu, erkannt zu werden? — weil sie Geist ist!“, das heißt

der subjektive Geist erkennt nur Geistartiges in der Natur — in-

dem ihm dieses alles aus seinen Eingebungen folgte, entstand eine

unvergängliche Schöpfung, die Naturphilosophie!

Wenden wir uns von der höchsten Geisteswissenschaft, der Philo-

sophie, zur Naturwissenschaft, so können wir an die bekannte Er-

zählung von N e w t o n erinnern. Einer Familienüberlieferung zu-

folge blitzte es Newton, als er einen Apfel fallen sah, auf: Die

Kraft, welche den Apfel fallen macht, muß dieselbe sein, die auch

den Mond um die Erde bewegt! Das war eine die Einheit des Alls

ergreifende E i n g e b u n g . Er verfolgte diesen Einfall weiter und

gelangte zur Gravitationsformel, welche in der „Probe auf den

Mond“ ihre erste, glänzende Bestätigung erhielt.

Von dem größten Experimentalphysiker, F a r a d a y , sagte ein

Freund: „Er riecht die Wahrheit“, womit er das Traumwandlerische,