Table of Contents Table of Contents
Previous Page  7448 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 7448 / 9133 Next Page
Page Background

38

[48/49]

erfahrung verschlossen bleibt; daß die leiblichen Vorbedingungen

aber doch nicht unter allen Umständen nötig seien, beweisen an-

dererseits die Fälle von H e l l s e h e n , H e l l h ö r e n u n d H e l l -

e m p f i n d e n überhaupt, welche heute als unbezweifelbar be-

legt gelten müssen.

Der damit bewiesene Primat der Geistestätigkeiten bei der Emp-

findung widerlegt eindeutig den Materialismus ebenso wie den Pa-

rallelismus. Diesen Primat festgehalten, was bleibt noch übrig, die

Empfindung zu erklären? Die R ü c k V e r b u n d e n h e i t ! Was

die Eingebung im Verhältnisse zur Ideenwelt, das ist die Sinnes-

empfindung zur Naturwelt. Das zu verstehen, bedarf es allerdings

eines anderen Naturbegriffes als des rein stofflichen: Die Natur muß

als aus immateriellen Wurzeln erwachsend gedacht werden! Es sind

immaterielle Wesenheiten, welche der Natur zugrunde liegen, im-

materielle Wesenheiten, welche nicht (wie der menschliche Geist)

d e n k e n , sondern sich v e r r ä u m l i c h e n !

Versteht man die Natur als einen Inbegriff immaterieller Wesen-

heiten, die sich verräumlichen, dann erscheint die Sinnesempfindung

plötzlich in einem völlig / anderen Lichte: als R ü c k v e r b i n -

d u n g d e s m e n s c h l i c h e n G e i s t e s m i t d e m I n n e -

r e n , d e m I m m a t e r i e l l e n d e r N a t u r ! Und die Wirk-

samkeiten dieser Wesenheiten kommen als R e i z e zur Erschei-

nung.

Durch die Sinnesempfindung nehmen wir an der Innerlichkeit

der Natur teil, durch die Eingebung an der intelligiblen Geistes-

welt, der Ideenwelt.

Diese Auffassung der Natur und der Sinnesempfindung muß

allerdings den in der herrschenden sensualistischen, empiristischen,

positivistischen, materialistischen Anschauung Befangenen befrem-

den. Er kann die Natur nur verstehen, wie sie unmittelbar den

Sinnen gegeben ist, als stofflich-räumliche Wirklichkeit. „Immate-

rielle Wesenheiten, die sich verräumlichen“, erscheinen ihm als meta-

physische Willkür. Aber zu welcher Erklärung der Sinnesempfin-

dung führt seine materialistische, scheinbar so erfahrungsgetreue

Auffassung? Zu einer völligen Skepsis, welche in ihren letzten Fol-

gerungen alle Wirklichkeit in Schein auflöst — zum Solipsismus, zur

Mayalehre führen muß! Die nunmehr seit hundert Jahren herr-

schende Lehre von den „spezifischen Sinnesenergien“ und der „Sub-