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Empirismus, Positivismus und auch der Rationalismus, wie oben be-
rührt (das heißt, sofern er nicht „angeborene Ideen“ annimmt,
worüber sogleich mehr). In K a n t e n s Lehre lag eigentlich die
Ablehnung der Abbildtheorie, insofern es das Apriori ist, welches
die Gegenstände gestaltet. Da aber nach Kant das Sein, die Realität,
selbst nur eine (subjektive) Kategorie ist, kommt das nicht voll zur
Geltung. Kant selbst war hier schwankend und vertrat sogar eine
formale Logik, wie er denn auch den ontologischen Gottesbeweis
ablehnte — beides liegt im Sinne einer Abbildtheorie.
Auch L o t z e mit dem tragenden Begriffe der „ G e l t u n g “
nimmt eine unklare Stellung ein und zeigt in Anbetracht seiner Her-
leitung des Denkens von der Vorstellung und den Sinneseindrücken
zuletzt einen grundsätzlichen Einschlag von Abbildtheorie. Noch
entschiedener die N e u k a n t i s c h e S c h u l e , welche / ja Kant
in mehr als einem Punkte abschwächt
1
.
2.
Die idealistische Vereinerleiung von Denken und Sein
Es erscheint dem nicht-metaphysischen Denken von heute gerade-
zu verwunderlich, wie man die Einerleiheit des Gedankens und des
Seins behaupten könne, da doch z. B. „Flügelpferd“ deswegen noch
nicht existiere, weil man es denkt; wie denn auch Kant in einer be-
rühmten Wendung sagte, hundert gedachte Taler seien noch keine
wirklichen Taler.
Aber dieser gesunde Menschenverstand, so muß man sagen, ist
billig. Soviel wußten Platon und Hegel auch. Es handelt sich indes-
sen darum, tiefer zu blicken. Wird der Begriff nicht, wie es nur der
oberflächliche Empirismus vermag, aus Sinneseindruck, „Denköko-
nomie“ und ähnlichem erklärt, wodurch strenge Wahrheit unmög-
lich ist; wird vielmehr richtiges Denken, allgemeine Gültigkeit und
Wahrheit des Begriffes als möglich anerkannt — dann muß man
folgerichtigerweise eine innere Einheit, Einerleiheit, Identität des
Denkens und Seins irgendwie annehmen.
Wird Platons „Idee“ als Wesen der Dinge gefaßt, Aristoteles’
„Form“ (είδος), Fichtes „Ich“ (als absolutes verstanden), Schellings
„Absolutes“, Hegels „logische Idee“, aber auch Leibnizens „angebo-
rene Ideen“ — werden die Dinge nach dieser Art als Substanzen auf-
1
Vgl. oben S. 18.