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seits, welche in der Assoziationslehre ihre reinste Gestalt erhielt,

lehrt wohl den Denk V o r g a n g , aber nicht das Denken! Denn

der Denkvorgang wurde ihr zum Naturvorgang, der eben kein Den-

ken mehr ist

1

. Da sollen die „Gefühlsgewichte der Vorstellungen“

wirken, und die Assoziationsgesetze die Vorstellungsverbindungen,

vulgo Denken, determinieren und ähnliches mehr.

Will man also einerseits nicht die alte Dialektik annehmen, der

zufolge der den Dingen ebenso wie dem Denken immanente Wider-

spruch (die Verneinung) das Werden wie das Denken vorwärtstreibt,

andererseits auch nicht jene grobe Naturalistik, so wird man in der

bisherigen Logik keinen Ausweg finden.

Durch den Rückgang auf die Eingebung bietet sich von selbst die

Erklärung dar. Die Eingebung ist das Innewerden einer transzen-

dentalen Wirklichkeit, und diese schafft, wirkt in unserem Geiste, sie

e n t f a l t e t s i c h z u m B e g r i f f e , sie entfaltet sich als Ver-

gegenständlichung in einem Denk v o r g a n g e , einer Denk be-

weg u n g , einer Denk f o r t s c h r e i t u n g !

Bildlich kann man sagen: die Eingebung will im / Denken ver-

wirklicht werden, sie ist von einer schöpferischen Werdemacht,

welche den Denker bis ins Mark durchdringt und die Geburt des

Begriffes in ihm erzwingt; genauer: die Selbstsetzung des Geistes m

Form der Selbstentgegensetzung (Vergegenständlichung) dauernd

anregt. Die Eingebung allein ist die Unruhe des Denkens, alles an-

dere, wie Nützlichkeit, äußeres Bedürfnis, Gefühlsgewichte der Vor-

stellungen und dergleichen mehr sind abgeleitet und für sich unfähig,

das Denken in Bewegung und Fortschreitung zu setzen, wie unter

anderem die Tiere lehren, welche nicht denken können, wohl aber

Bedürfnisse, Gefühlsgewichte der Vorstellungen haben und so fort.

Z u s a t z ü b e r d e n s o g e n a n n t e n P s y c h o l o g i s m u s i n d e r L o g i k

Schon seit langem fand in der Logik ein Kampf um die klare Trennung von

der Psychologie statt, indem die Logik als „normative“ Wissenschaft mit der

Psychologie, welche nur die Tatsachen des Seelenlebens schlechthin feststellen

sollte, nichts gemein hätte. Lotzes Begriff der „Geltung“, der neukantische Be-

griff des „Wertes“ sollten hauptsächlich dieser Abgrenzung der Logik von der

Psychologie dienen. Dieser Kampf fand in der phänomenologischen Schule schein-

bar seinen Abschluß.

1

Wie oben dargelegt, siehe S. 42 ff.