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hierin allein sowohl die A l l g e m e i n h e i t des Begriffes wie seine

ihm notwendig zugleich zukommende B e s o n d e r h e i t beschlos-

sen liegt.

Indem im Denken die gestaltenden Mächte der Natur und der

Geisteswelt, die Ganzheiten, erweckt sind, gleichsam im mensch-

lichen Geiste auftreten, liegt darin nichts Geringeres als das Wirk-

samwerden der Ideenwelt in uns. — Unaussprechliche Größe des

Menschen!

In der Religion wird die Gottheit in unser Herz, im D e n k e n

d i e i n t e l l i g i b l e H i m m e l s w e l t a u f d i e E r d e h e r -

u n t e r g e h o l t . Darin teilt sich das Denken mit der Kunst. Wis-

senschaften und Künste sind wahre Himmelsboten. Daß der Mensch

Vernunft habe, heißt, das Übersinnliche in sein sinnliches Dasein

einführen und sich dadurch dem pflanzlich-tierischen Dasein entrei-

ßen. Darum, je weniger der Mensch durch Wissen und Kunst seine

Geistigkeit entfaltet, um so dumpfer bleibt er im pflanzlich-tieri-

schen Dasein befangen. Umgekehrt ist das vernünftige, denkende

und gestaltende Wesen Herr der Welt, in einem höheren Sinne als

es der gemeine Verstand einzusehen vermag. Im Denken ist göttliche

Würde.

Das Denken ist selbst das Sein, welches es erkennt. Der Geist ver-

kehrt nur mit sich selbst.

Da im Denken, wie Fichte, Schelling, Hegel so lichtvoll lehrten,

der Geist bei sich selbst ist, erhebt er sich darin über alle Wesen —

er hat F r e i h e i t an sich.

Ist im Denken Freiheit, dann ist aber auch der Irrtum möglich:

Das W e s e n s g e m ä ß e u n d d a s W e s e n s w i d r i g e scheiden

sich! Dadurch wird die Logik zur Lehre vom vollkommenen nicht

nur, sondern auch vom unvollkommenen Denken.

/

H.

Die B e w e g u n g i m D e n k e n u n d d i e E i n g e b u n g

Die überkommene Logik mit Ausnahme der dialektischen von

Heraklit und Platon bis Hegel lehrt nichts von der Bewegung des

Denkens. Sie lehrt wohl die Formen, so als Begriff, Urteil und

Schluß, aber wie das Denken dazu komme, in diesen Formen sich zu

bewegen, fortzuschreiten, als Vorgang aufzutreten, darüber wird

man vergebens Auskunft suchen. Jene grobe Naturalistik anderer-

4 Logik