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für den Erfahrungsstoff (das ist eben der Sinneseindruck) des Den-

kens die Einerleiheit mit dem Sein fest.

Während die empirischen Wissenschaften vor den Willkürlichkei-

ten der hegelischen Schule zurückschauderten, ist die Eingebung, wie

nachgewiesen, eine G r u n d t a t s a c h e d e r G e s c h i c h t e d e r

W i s s e n s c h a f t e n , sei es der geistigen, sei es der empirischen.

Durch Eingebung wird der Wesensgehalt der Dinge, der wirk- /

lichen Dinge in ihrer intelligiblen Ganzheit, welcher Urbesitz unseres

Geistes ist, in uns erweckt.

Ohne Einerleiheit des Begriffsgrundes und des Dinges ist kein

Denken möglich.

/

G.

R ü c k b l i c k a u f d a s W e s e n d e s D e n k e n s

Alle Erwägungen, sowohl von der Seinslehre wie von der Geistes-

lehre her, führten zu dem Ergebnisse, daß das Denken lediglich in

Einheit mit dem Sinn zu begreifen sei. Diese Einheit kann nur durch

Rückverbindung des menschlichen Geistes in den intelligiblen Grund

der Dinge hergestellt werden.

Eingebung und Sinnesempfindung sind jene Arten der Rückver-

bindung, welche die l o g i s c h e Einheit herstellen: die Eingebung

mit der Ideenwelt, die Sinnesempfindung mit dem immateriellen

Grunde der Naturwelt.

Durch Eingebung wird das Innere der Dinge in uns erweckt. Daß

dies möglich sei, folgt aus der unaussprechlich hohen Natur des Men-

schen: Der Mensch ist I d e e n f ü h r e r , er hat schlummernd die

intelligiblen Gründe der Wesen in sich, wie die höchsten Philoso-

phien in der Geschichte und die gesamte Mystik der Welt lehrten.

Dagegen zeigte sich die Ableitung des Denkens aus Vorstellungen

und Sinneseindrücken als unmöglich, da diese vielmehr selbst ohne

Mitwirkung des Denkens nicht zustande kommen.

Die Eingebung wird zum Denken erst durch V e r g e g e n -

s t ä n d l i c h u n g (durch G e s t a l t u n g würde sie zur Kunst).

Der Fortgang des Denkens zu immer weiterer Teilvergegenständli-

chung ist es, welcher die Entfaltung des Denkens kennzeichnet. Da-

durch ist die E i n h e i t des in der Eingebung erlangten Gesamt-

gegenstandes mit allen entfalteten Denkelementen gewahrt: Sie /

sind Teilgegenstände, Glieder. Es wird sich später zeigen, inwiefern