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sie selbst Geist ist! Hierin lag schon vollgültig die grundsätzliche

Einerleiheit von Denken und Sein.

Aber erst H e g e l führte sie in der Logik durch. „Alles, was ist, ist

vernünftig.“ Er vollzog damit die Grundgedanken der Schellin-

gischen Identitätsphilosophie, in der Ideenlehre nicht nur („Gott

vor Ersschaffung der Welt“), sondern auch in der Naturphilosophie

und Geistesphilosophie, insbesondere in der (von Hegel subjektiv

genannten) Logik.

Die klare Folgerung, die aus allen diesen Fassungen derselben

Lehre gezogen werden muß, ist, den Menschen als I d e e n f ü h r e r

zu erkennen. Der Mensch hat alle Ideen in sich, und nur darum ver-

mag er, sie wieder in sich zu erwecken!

Dazu aber, so behaupten wir, bilden die Sinnesempfindungen nur

Vorbedingungen, Anregungen; sie kommen selbst erst unter der Be-

dingung des Denkens zustande — die entscheidende Tat der Erwek-

kung vollzieht sich in der Eingebung! Das wurde oben bewiesen.

Wie aber auch im einzelnen diese Fragen zu lösen seien, so viel ist

klar, daß es sich im Verhältnisse des Denkens und Seins um die

Schicksalsfrage der Logik handle. Nicht nur was Wahrheit sei und

wie sie im logisdien Denken zutage komme, entscheidet sich hier,

sondern auch, ob die Logik eine bloß f o r m a l e Wissenschaft sei,

das heißt, ob die Formen des Denkens unabhängig von ihrem In-

halte dargestellt werden können oder ob eine zugleich inhaltliche,

eine o n t o l o g i s c h e L o g i k nötig sei.

/

Ist das Denken vom Gegenstande getrennt, so sind auch die Denk-

formen für sich faßbar, und die f o r m a l e L o g i k beherrscht

das Feld! Ist das Denken in bestimmtem Sinne eins mit dem Gegen-

stande, dann können die Formen nicht für sich allein bestehen, eine

o n t o l o g i s c h e oder S e i n s 1 o g i k tritt an die Stelle der for-

malen Logik.

Jeder Lehrbegriff, der die Einerleiheit des Denkens und Seins be-

hauptet, muß sie im Wesen des Begriffes auch tatsächlich nachzuwei-

sen imstande sein. In Hegels Logik sollte das durch die d i a l e k -

t i s c h e D e d u k t i o n d e s g e i s t i g e n G e h a l t e s d e r

W i r k l i c h k e i t , das ist durch eine begriffliche Deduktion, die

zugleich Seinsverwirklichung ist, geschehen. Bei Hegel selbst hielt

sich dieser Versuch noch in den Grenzen strengen Denkens. Welche

Blüten aber das in Hegels Schule trieb, ist bekannt. Wir entnehmen