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z. B. der Begriff „Säugetier“ durch alle Gattungen und Arten hin-
durch bis zu den einzelnen Tieren gehen; der Individualbegriff, z. B.
„das Pferd Grane“, dagegen nur dieses eine Pferd umfassen. An sich
ist das natürlich richtig, aber — dieser Gesichtspunkt gilt nicht aus-
schließlich! Vielmehr:
1.
Im Begriff „Grane“ ist die Pferdheit und zuletzt die Säugetier-
heit mitgedacht, sein „Umfang“ in diesem Sinne also ebender-
selbe wie jener des Begriffes „Säugetier“.
2. Es ist also nur eine mehr p r a k t i s c h a n w e n d e n d e
Redeweise, den „Umfang“ eines Begriffes zu bestimmen. Streng
genommen kommt durch die Bestimmung als „mehr oder we-
niger großer Umfang“ ein falsches, schlechthin u n a n n e h m -
b a r e s Element in die Logik, die Menge, die Quantität!
In der Ganzheit gibt es keine Menge, vielmehr nur sinnvolle Glie-
derung, Gliederung, die überall durch Einmaligkeit bezeichnet ist!
Ganzheitlich gesehen gibt es z. B. nicht „ z w e i H ä n d e “ am
menschlichen Körper, / sondern „ e i n e r e c h t e u n d e i n e
l i n k e H a n d “ — das heißt Glieder mit jeweils arteigenen, also
unwiederholbaren Verrichtungen, Gliedhaftigkeiten! Erst wenn
diese Verschiedenheiten bei Seite gesetzt werden, die Besonderheiten
der Gliedstellung wegfallen, erst dann kann man z ä h l e n ; wie
ja auch ein Apfel, eine Birne und eine Pflaume nur dann „drei“ sind,
wenn man sie als bloße „Stücke Obst“ nimmt. Das Wesen der Zahl
besteht ja nach Kants genialer Bestimmung nur in einer zeitlichen
Setzung und in nichts anderem. Als (zeitliche) Setzung schlechthin ist
aber die Zahl nicht Glied einer Ganzheit. (Nur in der zeitlichen Set-
zungsfolge für sich selbst ergeben sich Analogien zur Gliederung,
wie z. B. die Teilbarkeit der Zahlen, auf denen eben die Arithmetik
beruht.)
Wie der Begriff des Umfanges als ein mengenhafter, so muß auch
jener einer A n z a h l von Merkmalen abgelehnt werden. Im Glie-
derbau der Ganzheit gibt es keine Zahl, wie in keiner Ganzheit.
Sinnvolle Gliederung und Zahl schließen sich aus, wie oben am Bei-
spiele der Hand nachgewiesen. Nach der Umfanglehre soll der all-
gemeinere Begriff, das ist der höhere Gattungsbegriff, weniger Merk-
male haben als der mehr besonderte (der Art- und Einzelbegriff),
dafür aber um so mehr Gegenstände umfassen, also einen um so grö-
ßeren Umfang haben. Das soll das G e s e t z ergeben: Je kleiner