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von der Universität abgeht und nicht einen kleinen Bücherschatz
angesammelt hat, wäre besser bei Gevatter Schneider und Strumpfwirker
geblieben.
Vom Wege der geistigen Arbeit
I.
Äußere Kunstgriffe
Zunächst einige Bemerkungen über äußere Kunstmittel und
Kunstgriffe wissenschaftlicher Lernweise und Forschungsweise, wenn
auch jeder Beflissene von seinen Lehrern Winke und Ratschläge genug
darüber erhalten wird.
Solange man sich nur als Lernender verhält, verfolge man das Ziel:
möglichst an die M e i s t e r , die Quellenschriften heranzukommen. Das
Haus der Meister soll aber mit Ehrfurcht betreten werden — nicht
unvorbereitet! Man lese womöglich zuerst ü b e r ihre Lehren
einführende und erklärende Bücher, dann erst wage man sich an sie heran.
Der heute übliche Grundsatz, die Quellenschriften überhaupt links
liegenzulassen, der dazu führt, daß immer nur ein Pfuscher vom andern
abschreibt, stammt einerseits aus dem Hochmut der jüngsten
Vergangenheit, die in ihrer darwinistischen Einstellung glaubte, mit der
Erfindung der Eisenbahn sei die Fülle der Zeiten hereingebrochen und sie
könne aller Meister entraten; andererseits daher, daß der heutige Jünger
allzu unvorbereitet an die Meister herangeht und ihre Größe deshalb
nicht zu würdigen versteht.
Beim S t o f f s a mm e l n für eigene Arbeiten bediene man sich nicht
der Hefte, sondern l o s e r B l ä t t e r , z. B. in der Größe einer Postkarte.
Auf diese schreibe man wahllos alle Einfälle, die einem durch den Kopf
gehen, alle Schriften, die einem Unterkommen (zur Erlangung der nötigen
Bücherkunde oder „Bibliographie“), alle Anführungen (diese stets mit
genauester Angabe von Seite, Erscheinungsjahr und Erscheinungsort,
womöglich auch des Verlages des Buches, wie auf Seite 262 ausgeführt).
Beim L e s e n der Bücher bezeichne man die wichtigen Stellen durch
sehr schonende Striche, Randbemerkungen, Einlegen von Blättern,
Striche im Sachverzeichnisse, um bei späterem Nachschlagen das
Wichtige wieder auffinden zu können oder beim Wieder