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eine Farbe, begrifflich bestimmen. Wird der Kristall aus dem Kristall-

system und den sonstigen Begriffen der Mineralogie, die Farbe aus

dem Spektrum (oder als Stoff noch dazu mit den Lacken, Teerdestil-

laten, Anilinprodukten usw.) dargestellt, dann bleibt die Begriffs-

bestimmung durchaus auf rein facheigenem, das ist dem diesem Ge-

genstande zugehörigen Gebiete, nämlich der physikalisch-chemischen

Begriffs- / und Seinsebene. — In beiden Fällen weisen die Begriffe

nur Merkmale (Teilbegriffe) desselben Seinsbereiches auf: Im geisti-

gen Bereiche handelt es sich um echte Ganzheiten (die Gemeinschaft,

die Wirtschaft und so fort), im Naturbereiche kann man von Ganz-

heiten im eigentlichen Sinne nicht sprechen, wohl aber im vermittel-

ten Sinne, anders gesagt, von Ganzheiten entfernter Ordnung. Da-

her sei es erlaubt, in beiden Fällen von ganzheitseigenen Begriffen zu

sprechen.

Anders steht es mit den Begriffen der organischen Welt: Diese ha-

ben Bestandteile in sich, die der eigenen Ganzheit angehören und

darum die w e s e n t l i c h e n Eigenschaften betreffen, wie auch

andere Bestandteile, die einer fremden Seinsebene, nämlich der stoff-

lichen Natur, angehören. Jene Merkmale, welche die Rose als blü-

hend, wachsend, langlebig usw. bezeichnen, stellen sie uns als ein le-

bendes Wesen mit i h r e n e i g e n e n T a t e n dar; dagegen die

Merkmale „rot“, „hochgewachsen“, „elastisch im Winde“ und der-

gleichen mehr stellen uns die Rose in i h r e n N a t u r e i g e n -

s c h a f t e n dar, in Eigenschaften also, welche nicht auf der Ebene

des Lebens, sondern des physikalischen Seins liegen. Diese Merkmale

sind als dem Leben fremd mit Recht als „ganzheitsfremde“ zu be-

zeichnen.

Die g a n z h e i t s f r e m d e n E i g e n s c h a f t e n m ö g e n

ä u ß e r l i c h n o c h s o k e n n z e i c h n e n d f ü r e i n e n

B e g r i f f s e i n , f ü r s e i n i h m e i g e n e s , g a n z h e i t -

l i c h e s W e s e n s i n d s i e n u r m i t t e l b a r v o n B e d e u -

t u n g . Daraus folgt, daß der Begriff geistiger Erscheinungen we-

senhafterweise nur durch ganzheitseigene Merkmale bestimmbar sei;

ganzheitsfremde können nur v e r m i t t e l t e r w e i s e das Wesen

der betreffenden Erscheinung bezeichnen. Die Bestimmung des Be-

griffes des Negers als „sinnlich“, des Nordländers als „ausdauernd“

ist wesenhaft, weil ganzheits- / eigen, die andere des Negers als

„schwarz“, des Nordländers als „weiß" ist ganzheitsfremd.