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[127/128]

Demnach unterscheiden wir nach diesem Einteilungsgrund die

Begriffe als solche:

(1)

mit nur g a n z h e i t s e i g e n e n Merkmalen, und zwar (a)

geistiger, (b) stofflicher Gegenstände; wir können sie auch

reine Begriffe nennen;

(2)

mit ganzheitseigenen und ganzheitsfremden Merkmalen.

Diese sind hauptsächlich die Begriffe organischer Wesen und

sogenannter psychophysischer Erscheinungen, hauptsächlich

der Sinnespsychologie und Physiologie angehörig. Wir nennen

sie auch übergreifende Begriffe, nämlich auf andere Seins-

bereiche übergreifend.

/

F.

Die A r i s t o t e l i s c h e L e h r e v o m a r t b i l d e n d e n

U n t e r s c h i e d e i m b e s o n d e r e n

Aristoteles erkannte bereits den ganzheitlichen Aufbau des Be-

griffs, indem er die Bildung eines Artbegriffes aus einem gegebenen

Gattungsbegriffe durch Hinzukommen eines „artbildenden Unter-

schiedes“ geschehen läßt

1

. Dieser artbildende Unterschied wurde in

der Scholastik als differentia specifica bezeichnet, übersetzt aus der

Aristotelischen

διαφορά ειδοποιός

.

Der Gattungsbegriff wird hier als genus proximum bezeichnet.

Darnach die scholastische Regel für die Begriffserklärung: definitio

fiat per genus proximum et differentiam specificam. Diese Lehre

sehen wir schon bei Plato vorbereitet

1 2

.

Bis heute gilt diese Regel der Begriffsbildung in der Logik (mit

Ausnahme des groben Empirismus).

Als wahr erkennen wir daran — außer der im allgemeinen ganz-

heitlichen Auffassung — die Tatsache, daß bei jeder neuen Stufe ab-

ändernde, konkretisierende Eigenschaften hinzukommen müssen. Es

wird aber

(1) nicht nur e i n neues Merkmal hinzugefügt, die „spezifische

Differenz“, sondern zugleich v i e l e A b ä n d e r u n g e n

d e r a l t e n M e r k m a l e (welche Abänderungen es erst

sind, die ihnen einen neuen Stufenwert verleihen);

1

Topik VI, 6.

2

Politikos, 285 a ff.