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unmöglich ist, weil die W e s e n t l i c h k e i t d e r M e r k m a l e

m i t d e m w e c h s e l n d e n E i n t e i l u n g s g r u n d e s e l b s t

w e c h s e l t !

Werden z. B. die Tiere nach dem inneren Bau ihres Organismus

eingeteilt, so sind Wolf und Hund ganz / nahe beisammen, wenn

aber nach der Nützlichkeit oder Menschenwendigkeit, dann fallen

sie völlig auseinander. Im letzteren Falle waren die Nützlichkeits-

eigenschaften die wesentlichen, im ersteren die des Baues und Le-

bens des tierischen Körpers. Was ist nun in Wahrheit wesentlich für

Wolf und Hund, so muß man fragen, welcher Einteilungsgrund

führt uns zum wahren Begriffe? Und vor allem, wo sind die

G r e n z e n des Wechsels der Einteilungsgründe und damit der

Wesentlichkeit und Unwesentlichkeit der Merkmale oder Eigen-

schaften? Sind keine Grenzen abzusehen, dann wäre dem Relativis-

mus nicht zu entrinnen.

Vom ganzheitlichen und nur vom ganzheitlichen Standpunkte

aus lassen sich diese Denkaufgaben völlig auflösen:

1.

Die Wesentlichkeit und Unwesentlichkeit sind als Ganzheits-

nähe und Ganzheitsferne grundsätzlich bestimmt, also eindeutig be-

stimmt. Zum Beispiel ist das Herz ganzheitsnäher, wesentlicher als

der kleine Finger, der Feldherr ganzheitsnäher, wesentlicher als der

einfache Krieger und so fort — immer aus den Ausgliederungs-

erfordernissen der Ganzheit selbst heraus!

2.

Der Wechsel der Einteilungsgründe ist n i c h t s W i l l k ü r -

l i c h e s , sondern hat die grundlegend wichtige Erscheinung der

gleichzeitig vielfachen Gliedhaftigkeit zur Grundlage. Diese geht

nicht ins Unendliche, ist nichts Chaotisches, sondern hat ihren Sinn

und ihre Grenzen in der Gliederung der Ganzheitskreise, denen der

Gegenstand des betreffenden Begriffs jeweils zugehört. Wolf und

Hund in ihrer Gliedhaftigkeit innerhalb der Säugetierwelt betrach-

tet (diese als Organismenganzheit aufgefaßt) sind fast dasselbe, we-

sentlich und unwesentlich fällt bei ihren Merkmalen zusammen; da-

gegen als Glieder der Welt mensch- / licher Handlungen betrachtet,

ist der Hund wesentlich nützlich, der Wolf schädlich. So die gesamte

Natur. Die chemischen Stoffe z. B. werden als Kohlenstoffverbin-

dungen und so fort je nach dem Wesentlichen, Tragenden (gleich-

sam Ganzheitsnahen) der Verbindung bestimmt, das ist in ihrer

Gliedhaftigkeit innerhalb der chemisch-physikalischen Welt; hin-