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Herz und Lunge ergänzen, entsprechen einander in ihrem Ge-

gensatze, Grün und Rot sind komplementäre, einander ergän-

zende Gegensätze;

2.

unter Beschränkung auf die Feststellung der An- / derheit

allein, ohne den Inhalt des Gegensatzes (der schon das Gemein-

same, Aufbauende berührte) zu erwähnen: Herz ist nicht

Lunge, Rot ist nicht Grün.

Im ersteren Falle haben wir die begriffliche Fassung des Gegen-

standes in b e j a h e n d e r Form, im letzteren in v e r n e i n e n -

d e r Form.

Die Verneinung ist die Feststellung des Gegensatzes oder Wider-

spruches als der reinen Anderheit, das heißt ohne Erwähnung des in

jedem Gegensatze mitenthaltenen Gemeinsamen, Einheitlichen. Da

es eine reine Anderheit nicht gibt, sondern in der Nebenordnung

stets das gemeinsame Enthaltensein in höheren Ganzheiten mitgege-

ben ist (selbst im Falle der Zerrüttung kann sie nicht völlig fehlen),

so folgt daraus: Das V e r n e i n e n d e i s t s t e t s n u r e i n

u n v o l l s t ä n d i g e r B e g r i f f ! Dasselbe gilt vom Urteil,

vom Schlusse, von der Beweisführung und von allen sonstigen Ver-

wirklichungsformen des Begriffes (denn als Verwirklichung des Be-

griffes kann man den gesamten Inhalt der Logik auffassen).

Hieraus geht eindeutig hervor, daß v e r n e i n e n d e B e -

g r i f f e , U r t e i l e u n d S c h l ü s s e im wesentlichen nur die

Aufgabe haben, den I r r t u m , das Nichtzutreffende abzuweh-

ren; ferner aber auch, daß sie mit a n d e r e n B e g r i f f e n

(Urteilen und Schlüssen) n i c h t g l e i c h g e s t e l l t w e r d e n

k ö n n e n ! Wenn das die formale Logik dennoch tut, so ist das

offensichtlich ein Fehler.

Wird die Verneinung als eine unvollständige Feststellung des Ge-

gensatzes in der Nebenordnung verstanden, dann erklärt sich damit

auch die sonst rätselhafte Tatsache der U n v e r e i n b a r k e i t

oder Unverträg- / lichkeit gewisser Merkmale des Begriffes und

Bestandteile des Urteils. Wann sind Begriffsbestandteile miteinander

unvereinbar? Wenn es sich nicht um nebengeordnete Glieder er-

gänzenden Gegensatzes, wie Herz und Lunge, Kunst und Wissen-

schaft, sondern um nicht nebengeordnete, daher einander auch nicht

ergänzende Glieder, wie Speise und Gift, oder um Zerrüttungen,

Unvollkommenheiten handelt.

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