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eines b e s o n d e r s t e n Begriffes hinfällig. Das wirkt sich auch

auf den Stufenbau der Begriffe und auf die Allgemeinheit der Teil-

inhalte aus. Und zwar gilt: Je nach der Gliedhaftigkeit, die gerade

von einem Begriffe ins Auge gefaßt wird, kann er einer höheren

oder niederen Stufe angehören, können seine Teilinhalte als durch

mehrere oder wenige Stufen hindurchgehend gedacht und in ande-

ren Gegenseitigkeiten bestimmt werden!

Es erübrigt sich, das nach den öfteren früheren Ausführungen

näher zu begründen. Wir erinnern an das einfache Beispiel des Be-

griffes „Brücke“, welcher kraft seiner verschiedenen Gliedhaftigkeit

im künstlerischen, technischen, wirtschaftlichen usw. Zusammenhang

eine sehr verschiedene Stellung in den Stufenbauen und Teilinhalten

derselben einnehmen muß! Ein anderes Beispiel, der Begriff des

Künstlers. Als Glied der künstlerischen Kulturwelt kommt ihm eine

hohe Stufe und ein hoher Allgemeinwert zu; als Glied der Wirtschaft

gilt er als unfruchtbar (in Wahrheit bringt er unverbrauchliche gei-

stige Güter hervor); / anthropologisch gefaßt, gilt er eher als kränk-

lich (Schiller, Novalis, Tieck, Schubert, Mozart usw.). Kurz, je nach

den verschiedenen Begriffszusammenhängen, welche durch die ver-

schiedenen Gliedhaftigkeiten gegeben sind, zeigt sich eine andere

Stufe, andere Wesentlichkeit der einzelnen Teilinhalte

1

, daher ein

anderer Grad von Allgemeinheit.

Diese Überlegungen berichtigen, wie ersichtlich, die allgemein

üblichen Vorstellungen vom Wesen eines Systems und von dem

Orte, den die Begriffe im System einnehmen. Wir müssen gegenüber

der Meinung, die Begriffe hätten einen und zwar ganz bestimmten,

eindeutigen Ort im System, erklären: Es g i b t k e i n e n e i n -

d e u t i g b e s t i m m t e n O r t e i n e s B e g r i f f e s , weder

in einem bestimmten System noch viel weniger in der sogenannten

Begriffspyramide! Vielmehr: J e d e r B e g r i f f h a t i n d e n

v e r s c h i e d e n e n B e g r i f f s z u s a m m e n h ä n g e n , in de-

nen er kraft gleichzeitig bestehender Vielfalt der Gliedhaftigkeit

steht, e i n e n v e r s c h i e d e n e n S t u f e n w e r t u n d A l l -

g e m e i n h e i t s g r a d .

Daher kann auch von einer „Pyramide“ der Begriffe keine Rede

sein (wenn schon, dann hätte die mehrspitzige eher einen Sinn).

1

Siehe oben S. 100 ff.