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liegt ein Verstoß gegen die Einerleiheit in jeder t a u t o l o g i -
s c h e n B e g r i f f s e n t f a l t u n g vor. Denn hier wird nicht
festgehalten, daß dasselbe Begriffselement bereits vorkam, z. B.:
„Sturmschäden sind Schäden, die durch Sturm entstehen.“ Hier wird
nicht festgehalten, daß mit dem Worte „Sturmschäden“ soeben be-
stimmt wurde, was nachher mit „die durch Sturm entstehen“ wie-
derholt wird. Das Nichtfesthalten kann man auch als Vergessen des
Begriffes oder Begriffselementes bezeichnen. Im Vergessen geht na-
türlich die Einerleiheit des Begriffsteiles mit sich selbst verloren.
Contradictio in adjecto und Tautologie kennzeichnen deutlich die
Rolle des Grundsatzes der Einerleiheit in der Begriffsentfaltung.
Noch allgemeiner kann man sagen, daß F a h r i g k e i t / d e s
D e n k e n s jene grundsätzliche Fehlausgliederung bezeichne, wel-
che durdi Nicht-Festhalten der Einerleiheit der Begriffsbestandteile
entsteht. Das Gegenteil bezeichnet S t r a f f h e i t und Folgerich-
tigkeit des Denkens.
Aus allen den genannten Fehlausgliederungen verstehen wir auch,
inwiefern W a h r h e i t u n d U n w a h r h e i t des Begriffes
vom Grundsatze der Einerleiheit abhängen. Denn wird (1) die Ein-
gebung treu aufgefaßt, (2) die Entfaltung treu nach Ebenbildlichkeit
vorgenommen — dann kann sich (in dieser Hinsicht) kein Fehler
ergeben, und der Begriff ist w a h r. Nach Ebenbildlichkeit („treu“)
heißt aber dabei nichts anderes als F e s t h a l t e n des Gegebenen,
dessen E i n e r l e i h e i t mit sich selbst im Denkvorgange durch-
führen.
Da die Grundsätze des Widerspruches und des ausgeschlossenen
Dritten sich von der Einerleiheit ableiten, ist eine weitere Erörte-
rung nicht nötig.
Zweitens, der Grundsatz der Mitgedachtheit. Kein Begriff ist ohne
die Mitgedachtheit seines Gliederungszusammenhanges möglich. Da
alles nur in Mit-Ausgliederung und Mit-Rückverbundenheit zutage
tritt, kann auch seine Wesensbestimmtheit nicht ohne diesen Zusam-
menhang sein.
Daher ist, bestimmter gesagt, kein Begriff ohne Mitgedachtheit
der vor-, neben- und nachgeordneten Glieder im S t u f e n b a u
sowie ohne die vor-, neben- und nachgeordneten Glieder in den
T ei l i n h a l t e n möglich.
Nun ist es aber eine Grundtatsache der faktischen Gestaltung einer