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d e r u n g , Veränderung tritt (1) entweder Grund und Folge (im

Geistigen) oder (2) Ursache und Wirkung (im Anorganisch-Stoff-

lichen) hervor. Aber auch die Umgliederungsurteile sind zugleich

als Wesensurteile anzusehen. Zum Beispiel: „Wenn der Materialis-

mus vordringt, zerstört er die Kultur“ gibt die innere Bedingtheit

der Kultur, ihre Unverträglichkeit mit materialistischen Anschau-

ungen an, kann also völlig unkausal aufgefaßt werden; ähnlich:

„Wenn der Wärmegrad auf ... C steigt, schmilzt das Eisen.“ Es kön-

nen ja auch alle derartigen Urteile in einfache, kategorische Form

gekleidet werden, z. B.: „Eisen schmilzt b e i . . . C“. — Mit der hypo-

thetischen Aussageform ist also nicht notwendig eine Ursächlich-

keitsbestimmung gegeben.

7.

Eine besondere Aufmerksamkeit verdient die M o d a l i t ä t

(S ist P; S kann P sein; S muß P sein). / Aus der verschiedenen Be-

stimmung der Kopula sollen auch verschiedene Urteilsarten folgen:

assertorische, problematische, apodiktische Urteile.

Die Frage nach der Kopula betrifft zugleich das Verhältnis von

Denken und Sein. Mit Recht sagt T r e n d e l e n b u r g : „Keine

Kategorie berührt das Wesen des Denkens tiefer als die Modalität,

wonach sich die Urteile als Urteile der Wirklichkeit, Möglichkeit und

Notwendigkeit darstellen“

1

.

Die Wahrheit ist, daß die Kopula als selbständiger Einteilungs-

grund des Urteiles nicht anerkannt werden kann! Das Urteil stellt

den Begriff dar, entfaltet ihn, und im wahren Begriffe ist das Sein

des Gegenstandes eingeschlossen. Das wurde schon früher ausführ-

lich dargelegt und der Einwand Kantens, hundert gedachte Taler

seien keine wirklichen, zurückgewiesen

2

. Indem das Urteil ein Aus-

gliederungsverhältnis darstellt, schließt es das Sein des Dargestellten

sinngemäß ein. (Bei sogenannten Idealgegenständen eben sinngemäß

das ideale Sein, z. B. bei mathematischen Gegenständen.)

Wird nun das Sein des im Begriffe und Urteile dargestellten Ge-

genstandes unter B e d i n g u n g e n gestellt („Möglichkeit“) oder

werden die Bedingungen als eingetreten behandelt („Notwendig-

keit“), so geht das den Inhalt des Begriffes an, nicht die Kopula.

1

Adolf Trendelenburg: Logische Untersuchungen, 2 Bde (1840), 3. Aufl.,

Berlin 1870.

2

Siehe oben S. 44 ff.