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2. Unterscheidung des ausgliedernd- und
eingliedernd-divisiven Urteils.
Das divisive Urteil und die gleichzeitig vielfache Gliedhaftigkeit
Das Vollurteil nimmt als ausgliedernd, das ist den Gesamtgegen-
stand in Teilgegenstände zerlegend, die divisive Form deswegen an,
weil keine Ganzheit sich nur in e i n e m Gliede darstellt, sondern in
vielen Gliedern. Daher hat es die Grundform „sowohl — als auch.“
Dieselbe Grundform hat es aber auch als rückverbindendes Urteil
—
infolge der gleichzeitig vielfachen Gliedhaftigkeit! Das Subjekt
(der Gesamtgegenstand) gehört nicht nur sich selbst an, sondern
g l e i c h z e i t i g vielen anderen Ganzheiten, allen jenen, in denen
es Glied ist. Ein Haus z. B. ist sowohl Glied der Wirtschaft als auch
zugleich Glied der Kunstwelt, als auch zugleich Glied der Rechts-
welt, als auch zugleich Glied der Baukunst im technischen Sinne, das
heißt der Welt der Technik und ähnliches mehr. Während das aus-
gliedernde Urteil divisiv lautet: „Das Haus hat sowohl Zimmer als
auch Mauern, als auch einen Dachstuhl, als auch Keller, als auch . ..“
—
also ein Urteil über viele Glieder, Teilgegenstände ist; lautet das
rückverbindende, in höhere Ganzheiten (Teilinhalte oder Stufen)
eingliedernde: „Das Haus ist sowohl ein Gut (als Wohn- / haus) als
auch schön, als auch ein Wunderwerk der Technik, als auch Eigentum
(z. B. der Erben) und vieles andere mehr.“ Dieses Urteill ist also
divisiv auf G r u n d d e r g l e i c h z e i t i g v i e l f a c h e n
G l i e d h a f t i g k e i t d e s S u b j e k t e s !
Daraus folgt auch, daß der Begriff des Subjektes keineswegs (1) mit
einem kategorischen ausgliedernden Urteil, z. B.: „Das Haus hat
Zimmer“, aber auch nicht (2) mit einem ausgliedernd divisiven Ur-
teil, z. B.: „Das Haus hat sowohl Zimmer als auch Mauern, als
auch . . . “ , e r s c h ö p f e n d bestimmbar sei; daß vielmehr zur voll-
ständigen Definition auch noch (3) das e i n g l i e d e r n d d i v i -
s i v e Urteil gehöre: „Das Haus ist durch seine g l e i c h z e i t i g
v i e l f a c h e G l i e d h a f t i g k e i t sowohl wirtschaftlich als
auch künstlerisch, als auch rechtlich, als auch durch ... bestimmt.“
Die E i n d e u t i g k e i t von S und P ist nicht so starr und ein-
fach, wie es die äußerliche Betrachtung erscheinen läßt — ein Ge-
sichtspunkt, den die formale wie jede andere Logik bisher übersah.
Wir brachten ihn schon früher bei der Bestimmung w e s e n t l i -