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[200/201/202]

schon als Grundbegriff bestreiten

1

. Und wenn er sagt, für die klassische Logik

sei grundlegend das kategorische Urteil, für die „signitive Logik“ aber die Impli-

kation, welche auf das hypothetische Urteil hinausläuft, so müssen wir das eine

wie das andere für unrichtig erklären. Doch steht das kategorische Urteil (als

grundlegendes) der Wahrheit ungleich näher als das hypothetische. Denn das

kategorische Urteil ist immerhin nur eine Vereinfachung, Vereinzelung des divi-

siven, gliedernden Urteils, der Grundgestalt aller Urteile, das hypothetische /

dagegen ist eine Sonderform, welche nur das ausdrücklich entwickelt, was jedes

Urteil ohnehin implicite enthält: die Bedingtheit des im Urteil Ausgesproche-

nen. Sofern diese überdies Unterstellung, Vermutung ist, steht sie der Vernei-

nung nahe und ist auch aus diesem Grunde nur eine a b g e l e i t e t e U r -

t e i l s g e s t a l t !

Wir behaupten gegen alles von der klassischen und signitiven

Logik Vorgebrachte vielmehr: Das h y p o t h e t i s c h e U r t e i l

i s t e i n e V e r e i n f a c h u n g d e s d i v i s i v e n U r t e i l e s.

Statt, um unsere obigen Beispiele zu gebrauchen, die Stellung der

Erziehung in gliedernden Urteilen darzulegen, aus welchen Glied-

haftigkeiten unter anderem ihr Zusammenhang mit den Verbrechen

hervorgeht, w i r d v e r e i n f a c h t , v e r e i n z e l t und daher

kurz gesagt: Wenn die Erziehung wesensgemäß das ihrige leistet

(das heißt überhaupt ist, „gut ist“), gibt es nur wenige Verbrechen.

In Sätzen solcher Art ist ebenso a u ß e r d e m Z u s a m m e n -

h a n g e eine einzelne Tatsache behauptet, wie in dem kategori-

schen Urteile „S ist P“. Desgleichen auch in naturwissenschaftlichen

hypothetischen Urteilen. Statt z. B. das Schmelzen der Metalle im

Zusammenhange der Eigenschaften aller, nach bestimmten Gesichts-

punkten geordneten Metallreihen zu erklären, das heißt, statt es aus

einer zusammenhängenden T h e o r i e heraus zu erklären, also

durch divisive Urteile, wird einfach gesagt: „Wenn die Temperatur

auf X Grade C steigt, schmilzt das Metall Y.“ Das einfache hypo-

thetische Urteil gleicht also dem kategorischen darin, daß es eine

Aussage für sich hinstellt — was im Zusammenhange einer wissen-

schaftlichen Entfaltung von Begriffen, Theorien nie und nimmer zu-

lässig, meist nicht einmal formell möglich ist.

Wir bestreiten auch, daß das hypothetische Urteil ausschließlich

dem S a t z e v o m z u r e i c h e n d e n G r u n d e / entspreche. Er

bildet vielmehr ebenso die Mitgedachtheit vor, wie schon aus früher

Dargelegtem hervorgeht

2

. In der Gleichzeitigkeit von Bedingung

1

Siehe unten S. 183 ff.

2

Siehe oben S. 56 ff.