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tes, für sich dastehendes Urteil auf — und das g i b t e s d e m

W e s e n d e s D e n k e n s n a c h n i c h t !

Nur das umnachtete, zerrissene Denken, das aber mehr chaotisch

als gegliedert zu nennen wäre, könnte / vereinzelte, isolierte Urteile

wie „S ist P“, „Y ist X“ (Baum grün, Freund tot) fällen. Das Den-

ken vollzieht sich immer im Zusammenhange, daher ist das katego-

rische Urteil nur ein der Form nach vereinzeltes Urteil, in Wahrheit

nur eine äußerliche Vereinfachung, welche von allen gliedernden

Verbindungen absieht, d i e s e a b e r v o r a u s s e t z t !

a .

D i e V e r n e i n u n g

Die Verneinung bewirkt eine Veränderung in der Kopula: S ist

nicht P. Wie in der Lehre vom Begriffe ausgeführt, hat sie eine zwei-

fache Quelle, die Nebenordnung und den Irrtum (sofern er berich-

tigt wird). In der Nebenordnung liegt, das eine Glied sei nicht das

andere, im Irrtum, daß er berichtigt, bestritten werden müsse. Dem-

gemäß kann jedes divisive Urteil (auch in konjunktiver, kopulativer

und disjunktiver Form) verneinend sein, und zwar in zweifachem

Sinne: einmal, daß ein nebengeordnetes Glied n i c h t d a s a n -

d e r e s e i : Nagetiere sind nicht Huftiere, Vorreife ist nicht Markt-

reife — ein Fall, der in der Forschung in der Form „Von .. . wohl

zu unterscheiden ist aber . . . “ die größte Rolle spielt; sodann in der

Form der Berichtigung eines Irrtums, eines Fehlers. Zum Beispiel:

Der Darwinismus (S) irrt, indem er die Arten aus der Zuchtwahl

durch den Kampf ums Dasein entstehen läßt (P). Da das menschliche

Denken voller Fehler ist, nimmt das berichtigende, bestreitende Ur-

teil im wissenschaftlichen Schrifttume den größten Raum ein. Seit

Platons Zeiten widerhallt es vom Lärme der Fehden.

Nur äußerlich gesehen also handelt es sich bei der Verneinung um

eine Veränderung der Kopula (von „S ist P“ zu „S ist nicht P“); dem

Wesen der Sache nach handelt es sich (1) um Unterscheidung bei Ge-

fahr einer Verwechslung, hauptsächlich des Neben- und Uber- / oder

Untergeordneten: Huftiere sind keine Nagetiere, Wale sind keine

Fische; ferner (2) um Berichtigung eines Irrtums: Der Materialismus

erklärt nicht das Geistige, der Nominalismus erklärt nicht das All-

gemeine. Das Wesen dieser Unterscheidungen und Berichtigungen

kann man aber auch darin sehen, daß sie die im k a t e g o r i -