140
[195/196]
e h e r u n d u n w e s e n t l i c h e r M e r k m a l e zur Geltung
1
.
Mit e i n e r Gliedhaftigkeit ist das Subjekt ebenso wenig bestimmt,
wie mit e i n e m Gliede seine Ausgliederung! Denn das Ganze stellt
sich stets in mehreren Gliedern dar; und es ist selbst stets gleichzeitig
in mehreren Ganzheiten Glied. Es hat weder nach unten hin (Aus-
gliederung) noch nach oben hin (Eingegliedertheit, Rückverbunden-
heit) nur e i n Sein, stets zugleich ein v i e l f a c h e s S e i n !
Von allen Seiten zeigt sich: Nur das divisive Urteil ist ein Voll-
urteil, das einfache kategorische Urteil ist ein verkümmertes Urteil. /
3.
Die vereinfachten Urteilsgestalten
Die fast unabsehbar vielen Urteilsgestalten, welche die formale
Logik unterscheidet, setzen sich von dem gewonnenen Standpunkte
aus von selbst auf eine bescheidene Anzahl herab. Wir brauchen nur
den V e r e i n f a c h u n g e n u n d V e r ä n d e r u n g e n nachzu-
gehen, die das Leben am divisiven Urteile vornimmt. Dann ergeben
sich folgende Unterscheidungen:
a.
Das v e r e i n f a c h t e o d e r k a t e g o r i s c h e U r t e i l
Das divisive Urteil zählt die nebengeordneten Glieder oder Eigen-
schaften als Prädikate a u f : S ist teils P, teils P ’ . . . Ebenso das kon-
junktive und disjunktive Urteil: S ist sowohl P als auch P ’ . . . ; oder:
S ist entweder P oder P ’ . . . ; das kopulative: S, S’, S” sind P. — Alle
diese Urteile haben, wie oben auseinandergesetzt, denselben logi-
schen Charakter, indem die nebengeordneten Prädikate (oder Sub-
jekte) in ihrer Ganzheit alle gleichzeitig bestehen. (Auch im Urteil
„Dieses Wasser ist entweder fest oder flüssig“ sind beide Eigenschaf-
ten als gleichzeitig bestehend aufzufassen, die eine aber als nur po-
tentiell vorhanden.)
Statt nun diese Aufzählungen jedesmal durchzuführen, setzt das
vereinfachte Urteil nur ein P und ein S, w o d u r c h s i c h d a s
k a t e g o r i s c h e U r t e i l e r g i b t : S i s t P .
Diese unsere Bestimmung des kategorischen Urteils ist auch sonst
von grundsätzlicher Wichtigkeit. Denn „S ist P“ tritt als vereinzel-
1
Siehe oben S. 100 ff.