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[204/205/206]
licher-weise unterschiedenen Urteile wurden schon oben, bei Beur-
teilung der Kantischen Tafel, besprochen
1
.
/
E.
Die Q u a n t i t ä t d e r U r t e i l e i m b e s o n d e r e n
Diese können wir als logischen Einteilungsgrund nicht anerkennen.
Sie hat nur g r a m m a t i s c h e Bedeutung. Die Verwendung der
Quantität der Urteile in der Lehre vom Schlusse durch die formale
Logik ist hauptsächlich auf die „Sphärenlogik“ zurückzuführen, de-
ren Schwächen wir ja früher kennenlernten
2
.
Die Sphärenlogik führte nun dazu, daß die formale Logik eine
geistvoll erdachte V e r b i n d u n g v o n Q u a l i t ä t u n d
Q u a n t i t ä t d e r U r t e i l e schuf, indem die allgemeine oder
besondere Verneinung oder Bejahung mit a, e, i, o bezeichnet wird;
und zwar nach a f f i r m o und n e g o :
die allgemein bejahenden Urteile (alle S sind P) werden bezeichnet durch die
Form: S a P;
die allgemein verneinenden (kein S ist P) werden bezeichnet durch die Form:
S e P;
die partikulär bejahenden (einige S sind P) durch die Form: S i P;
die partikulär verneinenden (einige S sind nicht P) durch die Form: S o P.
Diese Formeln wurden, wie die gesamte Sphärenlogik überhaupt,
unentbehrliche Werkzeuge der formalen Lehre von den Schluß-
figuren, denen wir später noch begegnen werden. Wie begrenzt, ja
wie zweifelhaft ihr Wert ist, wird sich dann zeigen.
/
Zusatz
Daß wir die von der K o p u l a a b g e l e i t e t e U r t e i l s -
e i n t e i l u n g nicht als selbständige anerkennen können, geht aus
unserer früheren Kritik der M o d a l i t ä t in der Urteilseinteilung
Kantens hervor (problematische, assertorische, apodiktische Urteile
3
).
Die K o p u l a k a n n n i c h t a l s s e l b s t ä n d i g e r B e -
s t a n d t e i l d e s U r t e i l s a n e r k a n n t w e r d e n . Sie ist
nur eine sprachliche Form, die übrigens oft wegfallen kann. Statt:
1
Vgl. oben S. 125 ff. Über das Wesen der Frage siehe unten S. 243 ff. (womit
sich die Frageurteile von selbst noch weiter erklären, nämlich als Urteile, welche
Ausgliederungserfordernisse von Ganzheiten feststellen).
2
Siehe oben S. 84 ff.
3
Vgl. oben S. 126 ff.