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[208/209]

meingültigkeit der Erkenntnis, keine Begriffs- und Urteilsbildung

möglich wäre. (Diese „Synthesis“ ist Fichtes Selbstsetzung.)

Auch fragt es sich: Warum soll nicht auch in der Analysis einer

Sache über das jeweils Gegebene hinausgegangen werden können?

„ G e g e b e n “ ist ja im strengen Sinne nichts; auch das Gege-

bene ist, gerade nach Kant, schon tätig aufzufassen, ist uns viel mehr

a u f g e g e b e n als gegeben. Denn es ist stets kategorial, z. B.

(nach Kant) als „Substanz“, „Akzidens“, „Ursache“, also schon

s y n t h e t i s c h bestimmt.

Gilt aber der Satz: jedes analytische Urteil ist nur durch S y n -

t h e s i s a priori möglich, ein rein analytisches Urteil gibt es nicht;

dann folgt daraus, daß auch das analytische Urteil Erweiterungssätze

a priori enthalten könne, soweit es sich nämlich um die in ihm ent-

haltenen apriorischen Bestandteile handelt. Auf diese ist doch offen-

bar bereits das analytische Urteil gegründet: „ A l l e Körper sind

ausgedehnt“, denn die (materiale) Erfahrung ermöglicht nur das

Urteil „ D i e s e r Körper ist ausgedehnt“. Die Verallgemeinerung

geht bereits, gerade nach Kant, auf die Tat (Synthesis) des Ver-

standes zurück, gewisse anschauliche Eindrücke stets räumlich auf-

zufassen.

Wir behaupten daher, daß das synthetische Urteil nicht grund-

sätzlich vom analytischen verschieden sei. Das formell synthetische

(„erweiternde“) Urteil ist vielmehr sachlich ebenfalls analytisch, es

enthält nämlich nur die Analysis eines weiteren, höheren Begriffs-

zusammenhanges: Das „synthetische Urteil a priori“: A ist / B,

verwandelt sich auch formell in ein analytisches, sobald ich den all-

gemeineren Begriff C ins Auge fasse, von dem beide im Urteile ver-

bundenen Begriffe (A und B) Glieder sind. Das „synthetische Urteil

a priori“ ist, so kann man es ausdrücken, der S c h l u ß vom Glied

(A) auf das Ganze (C), aus welchem eine Eigenschaff (B) abgeleitet

wird, und sohin auch aus dem Ganzen (C). Auf das G a n z e

i s t s y n t h e t i s c h , a u s d e m G a n z e n i s t a n a l y t i s c h .

Zwischen beiden besteht kein grundsätzlicher Unterschied.

Dasselbe gilt sinngemäß für das aufsteigende, verallgemeinernde Urteil der

Induktion

1

.

/

1

Vgl. auch unten S. 187 ff.