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149

F.

R ü c k b l i c k a u f d i e a u s d e r g a n z h e i t l i c h e n

U r t e i l s l e h r e f o l g e n d e P r ä d i k a t i o n s l e h r e

Das Verhältnis von Subjekt und Prädikat wird in der bisherigen

Logik nicht einheitlich beurteilt. Je nachdem man die „Beziehung“

oder „Verknüpfung“ zwischen zwei Begriffen, als welche man das

Urteil zumeist betrachtet, auffaßt, und je nachdem man die Stel-

lung der Kopula beurteilt, ergeben sich verschiedene Ansichten. Das

Merkwürdige ist nun, daß sich trotz aller Verschiedenheiten die

Ansicht des Aristoteles, das P r ä d i k a t s e i d e r d e m

S u b j e k t e ü b e r g e o r d n e t e B e g r i f f , bis heute als die

herrschende erhielt. Sogar ein so gründlicher Kenner wie Gerhard

Stammler erklärt, das Prädikat sei „der dem Subjekt übergeordnete

Begriff“, und man könne sogar mit einigem Recht sagen, daß es so

„das Subjekt begründet“

1

.

Nach unserer Begriffs- und Urteilslehre ergibt sich eindeutig, daß

das S u b j e k t es sei, welches das Prädikat grundsätzlich begrün-

de; ferner aber, daß das P r ä d i k a t b e i d e n A u s g l i e d e -

r u n g s - , E i n g l i e d e r u n g s - u n d g e m i s c h t e n U r -

t e i l e n v o n v e r s c h i e d e n e r A l l g e m e i n h e i t s e i .

Den genauen Sachverhalt lehrt bereits unsere Anschreibeweise

der Urteile: Überall, wo P

u

zu schreiben ist, ist das Prädikat von

geringerer, wo P

ü

, von größerer Allgemeinheit; wo aber P

g

, das

heißt ganzheitsfremd, ist es — als ganzheitsfremd — unmittelbar

nicht vergleichbar.

Der klassische Fall des Urteils ist aber das den / Begriff entfal-

tende, nämlich das hinabsteigende, ausgliedernde von der Art: „Die

Gesellschaft gliedert sich in geistige und handelnde Gemeinschaft

aus“ (S ist P“). „Die Säugetiere gliedern sich unter anderem in Huf-

tiere aus“ (S ist P

u

). Hier ist das Prädikat ein Teilgegenstand des

Subjektes, daher untergeordnet, daher von geringerer Allgemein-

heit als das Subjekt

2

.

1

Gerhard Stammler: Deutsche Logikarbeit, Berlin 1936, S. 367, Anmerkung 1.

2

Sogar hier ist ein Vorbehalt zu machen: Die geistigen Gemeinschaften, z. B.

Kunstgemeinde, Wissensgemeinde, sind freilich Sonderfälle (P

u

) von „geistiger

Gemeinschaft“ (die selbst ein Sonderfall, P

n

, von „Gesellschaft“ ist). Aber „Kunst“

als Welt des Schönen (Gegenstand der Ästhetik), „Wissenschaft“ als Welt der

Erkenntnis (Gegenstand der Erkenntnislehre) ist selbst nicht Gemeinschaft,