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anderen, hier dem Subjekte. Richtig! Aber worin ist diese Unver-
träglichkeit begründet? Das ist die Frage. Aus bloßem „Verbinden“
folgt natürlich nichts für richtiges oder unrichtiges Verbinden. Wenn
aber das Verbinden ein bloß abgeleiteter Vorgang ist und das Zer-
legen, Ausgliedern des Gesamtgegenstandes in Teilgegenstände das
Wesentliche dabei — dann versteht man, daß nicht alles im Urteile
zu verbinden sei, sondern nur d a s , w a s d e m G e s a m t g e -
g e n s t a n d e a l s T e i l g e g e n s t a n d z u k o m m t (oder mit
ihm gliedhaft verzweigt ist)! „Eisen ist aus Holz“ ist demnach des-
wegen ein falsches Urteil, w e i l H o l z k e i n e n T e i l g e g e n -
s t a n d d e s E i s e n s b i l d e t . Und wie kommt der Fehler zu-
stande? Durch Nicht-Festhalten des Gesamtgegenstandes (hier
Eisen), durch Nicht-Beisichselbstbleiben des zerlegenden Denkens
beim Übergange zum Teilgegenstande, Prädikate.
Ein Beispiel für einen V e r s t o ß g e g e n d i e M i t g e d a c h t -
h e i t bildet unseres Erachtens das in den Lehrbüchern der Logik /
beliebte Schlußurteil „Einige Säugetiere sind Wassertiere“, und zwar
unter Beziehungnahme auf Wale. Richtig ist das damit verbundene
Urteil „Einige Säugetiere sind Wale“, denn es ist ein im Stufenbau
hinabsteigendes, ausgliederndes Urteil: S ist P
u
. Hier wird der Stu-
fenbau verfolgt, die Stufen sind mitgedacht. Dagegen wird bei
„Wassertiere“ an ein anderes Genus hinübergewechselt. Denn bei
„Wassertiere“ w i r d d i e L e b e n s w e i s e m i t g e d a c h t ,
n i c h t d e r S t o c k w e r k b a u d e r G a t t u n g e n u n d
A r t e n . Bei „Wassertiere“ darf keine S t u f e mitgedacht wer-
den. „ W a s s e r t i e r e “ a l s S t u f e i m S t o c k w e r k b a u
d e r G a t t u n g e n u n d A r t e n v e r s t a n d e n , b e r u h t
a u f f a l s c h e r M i t g e d a c h t h e i t . „Einige Säugetiere sind
Wassertiere“ könnte denn auch nicht „S ist P
u
“ geschrieben werden
(wobei „Säugetiere“ die höhere Stufe wäre), sondern nur: „S ist P
ü
“,
da die Eigenschaft (der Teilinhalt), im Wasser zu leben, vielen an-
deren Tieren zukommt, also allgemeiner ist. Das Urteil „Säugetiere
sind auch Wassertiere" ist allerdings an sich durchaus möglich. Wir
zweifeln aber, ob in dem Schlusse „Säugetiere sind auch Wale —
Wale leben im Wasser — Säugetiere sind auch Wassertiere“ der
Übergang von stufenbaulicher zu teilinhaltlicher Aussage den Logi-
kern, welche solche Urteile als Schulbeispiele verwenden, bewußt ist.
Ihr Übergang in ein anderes Genus des Denkens, nämlich vom Stu-