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Logikwissenschaft zuweist (sei es als Urteil, sei es als Schluß). Die

Erkenntnis der Wahrheit, die Ergiebigkeit der wissenschaftlichen

Forschung geht zuletzt immer auf die Eingebung zurück. Wir wie-

sen früher nach, daß jeder neue Lehrbegriff in der Geschichte der

Wissenschaften aus neuen Eingebungen hervorging. Freilich müssen

diese durch Schlüsse entfaltet, es muß alles in ihnen Enthaltene aus

ihnen herausgeholt, die gliedhafte Verbundenheit mit dem gesam-

ten anderen Bestande der Erkenntnis hergestellt werden. Selbst die

Fahrt des Columbus beruhte auf Eingebung, was unter anderem

das abweisende Urteil einer Kommission von Gelehrten in Sala-

manca beweisen dürfte, es sei zu bezweifeln, „daß man nach dem

Westen fahren müsse, um nach dem Osten zu kommen“

1

. Man

sollte glauben, daß die Eingebung, jeder Punkt der / Erdkugel, im

besonderen der damals östlichste Punkt, Indien, sei von zwei ent-

gegengesetzten Seiten zu erreichen, durch die einfache sinnliche An-

schauung des Globus (welche ja offenkundig die Grundlage jener

Eingebung über Indien bildete) bestätigt worden wäre. Aber es be-

durfte, wie dieses Beispiel zeigt, noch einer Aufschließung, Entfal-

tung jener einfachen Eingebung (oder Anschauung des Globus), um

tatsächlich von der anderen Seite der Erdkugel nach Indien zu

segeln. Ohne Urteil und Schluß ist eben die Ausbildung auch eines

einfachen Begriffes und seine Eingliederung in das bisherige Begriffs-

gebäude unmöglich.

/

XII.

Vom Urteil zum Schlusse

A. Die F r a g e s t e l l u n g

Das Urteil erwies sich seinem Wesen nach als Teilvergegenständ-

lichung eines Gesamtgegenstandes, wodurch dessen Entfaltung zum

Begriffe erfolgt. Daraus ist auch die Form des Urteils „S ist P“, der

Gesamtgegenstand (S) zerfällt in seine Teilgegenstände (P, P’.. .),

1

Vgl. Hans Plischke: Christoph Kolumbus, Die Entdeckung Amerikas nach

zeitgenössischen Quellen bearbeitet, 2. Aufl., Leipzig 1926, S. 13. Als der eigent-

liche geistige Urheber des Gedankens, daß man nach dem Westen fahren müsse,

um zum Ostrande der alten Welt, Indien, zu gelangen, gilt jetzt meist der flo-

rentinische Arzt T o s c a n e l l i (1397 bis 1482). Die Weltkarte Toscanellis zeigte

bereits eine Art von Globus, jedoch mit Unterschätzung des Erdumfanges, wo-

durch die Fahrt über den Ozean verhältnismäßig kurz erschien. Vgl. Hans

Plischke: Christoph Kolumbus..., S. 16.